Unter dem Titel «Berner Modell - Ei des Kolumbus oder faules Ei?» fand am Samstag in Bern der 13. Berner Medientag statt. Der Grundtenor der Veranstaltung war die Aussage, dass das so genannte «Berner Modell» nicht zu einer publizistischen Angleichung der «Berner Zeitung» und des «Bundes» führen dürfe. Beat Lauber von der «Neuen Zürcher Zeitung», die heute zu 40 Prozent Mitbesitzerin des «Bundes» ist, möchte das «Berner Modell» nicht mit dem «Stuttgarter Modell» («eine Küche, zwei Restaurants») vergleichen. Mit dem gewählten Kooperationsmodell blieben der Bundeshauptstadt zwei (Medien-)Küchen mit zwei Restaurants erhalten, sagte er.
Die Unabhängigkeit beider Redaktionen habe Priorität befanden die teilnehmenden Personen gebetsmühlenhaft. Hanspeter Spörri, Chefredaktor des «Bundes» machte klar, wie er dem Aufruf nach Unabhängigkeit nachkommen will: «Die publizistische Zusammenarbeit werden wir weiterhin bei den NZZ-Regionalzeitungen suchen und nicht bei der Espace Media Groupe.» Das «Berner Modell» sei alles andere als ein faules Ei: «Es war das einzige Modell, das das Überleben des Bundes garantierte.» Ob es das Ei des Kolumbus sei, werde die Zukunft weisen. Im Moment sei es einfach das Ei des Verlegers Charles von Graffenried, meinte Spörri. Die Berner Espace Media Groupe («Berner Zeitung») hält seit Ende Juli 2003 40 Prozent der defizitären Bund Verlags AG. 20 Prozent liegen beim Lausanner Inserate-Konzern Publigroupe.
Für den Chefredaktor der «Berner Zeitung», Andreas Zgraggen, wäre eine Angleichung, geschweige ein Verschwinden der Konkurrenzzeitung, «ein echter Verlust». Und für Albert P. Stäheli, Vorsitzender der Espace Media Groupe, wäre «die Übung obsolet», falls es zu einer publizistischen Angleichung der beiden Zeitungen kommen würde.
In einer Diskussionsrunde zeigten sich verschiedene Referenten skeptisch zum vorgeschlagenen Modell, vor allem in diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten. Der designierte VR-Präsident der Bund Verlags AG, Ständerat Hans Lauri, konstatierte, dass die Verantwortlichen mit keinem Wort aufgezeigt haben, wie die Unabhängigkeit der Bund-Redaktion erhalten bleiben soll. Das konkrete Ausgestalten der gewählten Lösung brauche nun aber einfach Zeit. Am 25. Juli: Espace Media Groupe kauft 40% der Zeitung «Der Bund» ; Weko prüft Einstieg von Espace bei der Bund Verlag AG und der Etappensieg am 4. November: Weko erlaubt vorläufige Zusammenarbeit zwischen Espace Media Groupe und dem «Bund»
Sonntag
16.11.2003