Der Sporteventmanager und langjährige Fussballkolumnist Ruedi Ruch hat zu EM-Beginn bewiesen, dass er nicht nur gegen Berner Fussballvereine harte Worte findet, sondern auch gegen Frauen, die wie ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann ganz einfach ein Fussballspiel kommentieren.
Mit dem (schon rein grammatikalisch) niveaulosen Facebook-Eintrag «Wollen Frauen uns alles wegnehmen? Auf ZDF ein Frau als Kommentatorin des Spiels Wales gegen Slowakei grausam bitte liebe Frauen lässt das!!» schaffte er es am Sonntag zu einem Gastauftritt in die Nachrichtensendung von Tele Bärn. Dort zeigte sich Ruch, der während Jahren in der Wochenzeitung «Berner Bär» eine eigene Fussballkolumne namens «Das Sportwort» geschrieben hat, alles andere als einsichtig.
Ruedi Ruch lästerte vor der Fernsehkamera über ZDF-Frau Claudia Neumann und alle anderen Frauen, die während Fussballspielen ein Mikrofon in die Hand nehmen: «Jetzt machen sie langsam alles. Das war bisher eine Männerdomäne. Das geht nicht!», so Ruch. Und damit nicht genug: «Warum müssen die jetzt einen Match live kommentieren, wenn sie sich immer nur auf Allgemeinplätze konzentrieren und immer nur das ‚lavere’, was wir gesehen haben? Das ist ‚abverreckt’.»
Die Pauschalkritik gegen Sportreporterinnen wird auch durch den halbherzigen Einschub nicht besser, mit dem Ruedi Ruch auf Tele Bärn die Zuschauerinnen zu besänftigen versucht hat: «Ich habe nichts gegen Frauen, im Gegenteil!» versucht er seine Machosprüche abzufedern. Tele Bärn versuchte zwar umgehend mit einer Strassenumfrage zu untermauern, dass in Bern weibliche Kommentatorinnen allgemein als Ärgernis gelten. Doch es liessen sich keine Passanten oder Passantinnen finden, die in Ruedi Ruchs Machosprüche einstimmen wollten.
In Bern ist man wohl eher froh, dass nicht etwa Claudia Neumann von der Bildfläche verschwunden ist, sondern es stattdessen Ruedi Ruch ist, der seinen Stammplatz im «Berner Bär» räumen musste. Die inzwischen zum «Das Wort zum Sport» umgetaufte Rubrik wird stattdessen seit einiger Zeit abwechselnd von verschiedenen Sportredaktoren geschrieben.
Dort schrieb kürzlich ein gewisser Fabian Ruch, notabene der Sohn von Ruedi Ruch: «Ich war als Bub riesiger Xamax-Fan, wahrscheinlich auch, weil ich anders sein wollte als mein Papa». Worte, die mit Blick auf die aktuelle Sportreporterinnen-Diskussion geradezu treffend sind.