Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und sein ehemaliger Verbündeter Gianfranco Fini führen nach ihrem Bruch Ende Juli einen «Videokrieg» gegeneinander. Beide gaben am Samstag Videobotschaften heraus, in denen sie das miese Bild beklagen, das die italienische Politik in den vergangenen Wochen abgegeben habe - und die Schuld daran trage der jeweils andere Politiker. Aktueller Hintergrund ist vor allem, dass Berlusconi in diesen Tagen eine Regierungserklärung vorbereitet, mit der er die Fini-Anhänger im Parlament in Rom zwingen will, Farbe zu bekennen, wie «Spiegel Online» am Wochenende berichtete.
Fini ging es aber auch darum, angesichts von Vorwürfen im Zusammenhang mit einem undurchsichtigen Immobiliengeschäft in Monte Carlo in die Offensive zu gehen. In diese Affäre könnte sein Schwager Giancarlo Tulliani verwickelt sein. In der Sache sei eine «Verleumdungskampagne von Mitte-Rechts-Zeitungen» gegen ihn geführt worden, sagte Fini. Berlusconis Lager hat mehrfach von dem früheren Verbündeten verlangt, nach dem Ausscheiden aus der Regierungspartei sein Amt als Präsident der Abgeordnetenkammer niederzulegen. «Wenn Giancarlo Tulliani Besitzer (der Wohnung) ist, dann lege ich mein Amt nieder», erklärte Fini jetzt. «Aber ich weiss nicht, wer der wirkliche Besitzer ist.»
Während Fini von einem deprimierenden Spektakel sprach, das Italiens Politik veranstalte, nannte Berlusconi das Bild wirklich desaströs, voller Beleidigungen und falscher Anschuldigungen. Finis Lager hatte vermutet, Berlusconi stecke hinter den vermeintlichen Enthüllungen zu dem Immobiliengeschäft. Seine Regierung halte sich aus diesem Kindertheater raus und arbeite stattdessen, meinte dagegen der Mitte-Rechts-Regierungschef. Er möchte weiter regieren, das reguläre Ende der Legislaturperiode ist 2013. Doch der Koalitionspartner Lega Nord strebt vorgezogene Neuwahlen an.
Sonntag
26.09.2010




