Gegen den Beschluss des Staatsfernsehens RAI, die beliebte Polit-Show «Sciuscia» mit dem Starjournalisten Michele Santoro aus dem Programm zu streichen, wehrt sich die italienische Journalistengewerkschaft und spricht von einem «gefährlichen Präzedenzfall». Ministerpräsident Silvio Berlusconi, an dem Santoro in den vergangenen Monaten wiederholt Kritik übte, hatte Santoro bereits mehrmals vorgeworfen, seinen Einfluss im öffentlich-rechtlichen Sender für eigene politische Zwecke zu missbrauchen. Santoros Sendungen hätten ihn bei den Wahlen im Vorjahr Millionen Stimmen gekostet, hatte Berlusconi behauptet. «Berlusconis Regierung ähnelt immer mehr einem Regime», betonten dagegen Sprecher der Mitte-Links-Allianz, die von einem «gravierenden Anschlag auf die Meinungsfreiheit in Italien» sprachen. Intellektuelle, Parlamentarier und Journalisten starteten eine Unterschriftensammlung, um Santoro ihre Solidarität zu bekunden. Der Starjournalist zeigte sich bereit, gratis für seine Sendung zu arbeiten. «Wenn es eine Frage des Geldes ist, wie RAI behauptet, bin ich bereit, ohne Gehalt zu arbeiten. Sciuscia kostet pro Sendung 180 000 Euro, bringt aber 300 000 Euro an Werbeeinnahmen ein, da das Programm sehr hohe Einschaltquoten hat», sagte Santoro.
Montag
02.09.2002