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Mittwoch
09.04.2025

Medien / Publizistik

Der selbsternannte Herr der Bälle: Fabian Furrer...     (Bild: Walliser Bote/zVg)

Der selbsternannte Herr der Bälle: Fabian Furrer... (Bild: Walliser Bote/zVg)

Sie wurde mit grossen Worten verkauft – und als Schwester der «Uefa-Euro» vermarktet. Nun ist die Bergdorf-EM der Fussballer Schnee von gestern. Und ihr Macher ist abgetaucht.

Der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter liess sich bereitwillig als Botschafter einspannen. Andere Grössen wie Trainerlegende Ottmar Hitzfeld oder der belgische Nationaltorhüter Jean-Marie Pfaff standen für (unbezahlte) PR-Auftritte bereit. Die Bergdorf-EM schien ein Phänomen im internationalen Fussball-Kalender. Sie vereinigte Torschützenkönige und Radiowanderer, Superstars und Feierabendkicker – die grosse Welt und die alpine Provinz.

Immer im Zentrum: Fabian Furrer, selbsternannter Walliser Gipfelstürmer, Hansdampf in allen Gassen und Promotor der Bergdorf-EM. Sein Credo glich demjenigen der grossen Verbände: dem Amateurfussball in den Berggebieten ein Gesicht geben, Geld für wohltätige Zwecke sammeln und Gutes tun.

Die Idee entstand 2008 bei der gemeinsamen EM-Austragung mit Österreich und der Schweiz. In jenem Jahr erfolgte (unter der Schirmherrschaft des Vereins Bergdorf-EM) der Kick-off mit einem Turnier in Gspon. 2012 fand die Bergdorf-EM in Österreich statt, 2016 in Frankreich. 2022 kehrte der Event ins Wallis (nach Zermatt) zurück – 2024 folgte Italien.

Doch es zogen Wolken am stahlblauen Berghimmel auf – in Form von finanziellen Unregelmässigkeiten, buchhalterischen Ungereimtheiten, unbezahlten Rechnungen. Die ersten Schadenspuren waren 2022 zu erkennen, als sowohl das Fünfsternhotel Zermatterhof (für einen Galaabend) als auch der FC Zermatt auf unbezahlten Forderungen in der Höhe von rund 16’000 Franken sitzen blieben. Die Gläubiger leiteten Betreibungen ein.

Derweil liess es sich der Vereinspräsident Furrer gut gehen. Er soll damals während sieben Nächten in einer Luxus-Suite logiert haben. Kostenpunkt: über 6’000 Franken. Die Rechnung wurde über den Verein Bergdorf EM abgerechnet. Der «Walliser Bote» hatte Einsicht in die Rechnung.

Nun ist das Luftschloss in sich zusammengebrochen. Wie der «Walliser Bote» schreibt, «gibt es die Bergdorf-EM und Fabian Furrer so nicht mehr». Die offizielle Website der Veranstaltung wurde gelöscht. Alle Verlinkungen sind inaktiv. 

Furrer bestätigt denn auch eine entsprechende Anfrage des «Walliser Boten». Er schreibt: «Ich bin nicht mehr in das Projekt involviert.»

Weitere Fragen lässt er unbeantwortet. Über die Gründe schweigt er sich aus.

Dagegen äussert sich der angesehene Walliser Medien- und Marketing-Unternehmer Beat Ambord in einem offenen Brief: «Ich war über viele Jahre hinweg Kommunikationschef der Bergdorf-EM und habe in dieser Zeit gemeinsam mit meiner Partnerin beträchtliche Summen gespendet. Als wir eines Tages jedoch wissen wollten, wofür unser Geld eigentlich verwendet wird, fielen plötzlich die Rollladen der Intransparenz: Fabian Furrer weigerte sich schlichtweg, uns detaillierten Einblick in die Buchhaltung zu geben». 

Am Ende kommt Ambord zum Fazit: «Vertrauen ist in unserer Welt ein hohes Gut – leider auch eins, das durch dubiose Machenschaften zu Staub zerfallen kann. Genau das ist mir mit Fabian Furrer passiert. Jetzt sitze ich da, trage die Scherben weg und bin um eine Erkenntnis reicher: Offenheit, Transparenz und Authentizität sind in meinen Augen der einzige Weg, um solche Stürme zu überstehen».

Fabian Furrer war für eine Stellungnahme des Klein Reports nicht zu erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.