Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den Tod des freien Fotografen Fabio Polenghi am Mittwochmorgen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Er ist beim Angriff der thailändischen Armee auf die Rothemden von Kugeln getroffen worden. Bei der Militäroffensive wurden ausserdem ein niederländischer Reporter und ein US-amerikanischer Dokumentarfilmer verletzt. In den vergangenen Tagen waren bei den Auseinandersetzungen in Bangkoks Innenstadt bereits ein französischer Kameramann sowie zwei thailändische Fotografen verletzt worden.
ROG appelliert in einer Mitteilung vom Mittwoch ein weiteres Mal an die thailändische Armee und die Rothemden, für die Sicherheit von Medienschaffenden zu sorgen. «Wir sind fassungslos und schockiert angesichts der rücksichtslosen Gewalt. Beide Seiten müssen sich den Anforderungen des internationalen Rechts unterwerfen, nach denen Journalisten nicht zu militärischen Zielen werden dürfen. Reporter haben denselben Schutzstatus wie Zivilisten", kritisiert ROG.
Während der Kämpfe in Bangkok war es Medienschaffenden nicht möglich, über die Krise zu berichten, ohne dabei grosse Sicherheitsrisiken auf sich zu nehmen. Besonders gefährlich war die Situation für Journalisten im Lumpini Park, dem Versammlungsort der Rothemden. In diesem Gebiet waren sie sowohl dem Gewehrfeuer der Sicherheitskräfte als auch möglichen Angriffen der Rebellen ausgesetzt. Nach der Kapitulation der Rothemden am Mittwoch setzten wütende Anhänger der oppositionellen Bewegung zudem unter anderem das Gebäude des nationalen Fernsehsenders Channel 3 in Brand.
Offenbar erschweren die thailändischen Behörden eine unabhängige Berichterstattung über die Auseinandersetzungen. In den vergangenen Wochen hatten sie ihre Absicht erklärt, Medien vom Ort der Kämpfe und der geplanten Offensive fernzuhalten. Zudem wurden im Zuge der Zensur von Nachrichten rund 4500 Internetseiten gesperrt.
Fabio Polenghi arbeitete fast drei Jahrzehnte lang als Journalist, darunter für Magazine wie «Vogue» und «Vanity Fair». Er ist bereits der zweite Medienmitarbeiter, der während der Krise im südostasiatischen Staat getötet wurde. Am 10. April wurde Hiroyuki Muramoto bei den Unruhen in Bangkok erschossen. Der Japaner arbeitete als Kameramann für die Nachrichtenagentur Reuters. Die Ergebnisse einer offiziellen Untersuchung über die Umstände von Muramotos Tod wurden nicht, wie von ROG gefordert, veröffentlicht. Nach Medienberichten wurden bei den Auseinandersetzungen in der thailändischen Hauptstadt seit Mitte März rund 70 Menschen getötet, 1700 wurden verletzt.
Mittwoch
19.05.2010



