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Montag
26.09.2011

Roger de Weck und seine Leute haben sich mit Hans-Ulrich Bigler, dem Direktor des Gewerbeverbandes (sgv), und dessen Kommunikationschef Ruedi Christen vor einem Monat zu einem gemeinsamen Frühstück getroffen. Und vorletzte Woche habe sich auch die Chefredaktion des Schweizer Radios und Fernsehens (SRF) gemäss der «Sonntagszeitung» zum Lobbying beim mächtigen Gewerbeverband in Bern eingefunden.

«Es fanden mit SRG-Generaldirektor Roger de Weck und der SRF-Chefredaktion Gespräche im informellen Rahmen statt», bestätigte Ruedi Christen gegenüber der «Sonntagszeitung». «Herr de Weck und die SRF-Chefredaktion erläuterten uns gegenüber die Position der SRG im Streit um die Onlinewerbung. Dabei wurde auch die Billag-Thematik angesprochen.»

Ausgerechnet die Billag, die für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Gebühren einzieht, und nicht in den Zuständigkeitsbereich der SRG fällt, wird von de Weck «bearbeitet». Die SRG würde nämlich laut «Sonntagszeitung» in der kommenden Vernehmlassung die Billag-Entlastung für die KMU, wie der Schweizerische Gewerbeverband dies via Motion von Rolf Büttiker (FDP) gefordert hat, unterstützen. Im Gegenzug müsste der Wirtschaftsverband seine Opposition gegen die Onlinewerbung für die SRG fallen lassen.

Die von Büttiker eingereichte Motion verlangt vom Bundesrat, mit «einer Änderung der bestehenden Radio- und TV-Gesetzgebung dafür zu sorgen, dass die Betriebe gänzlich von der Gebührenpflicht ausgenommen werden». Privatpersonen seien die Einzigen, denen es möglich sei, TV zu schauen oder Radio zu hören. Die Kleinen und mittelgrossen Unternehmen könnten dies nicht. «Eine Gebühr wird erhoben, um eine staatliche Mehrleistung zu decken. Eine KMU kann von dieser Mehrleistung nicht profitieren, und wenn sie die Gebühr trotzdem bezahlen muss, bezahlen somit Privatpersonen, die hinter der KMU stehen, doppelt», so Büttikers Begründung.

Die Umstellung der Billag auf unabhängige Endgeräte führt zu massiven Mehreinnahmen für die SRG. Das haben nicht nur der Klein Report, sondern viele andere und die SRG selber durchgerechnet. Deshalb leuchten bei de Weck und den meisten Politikern bereits die Dollar-Zeichen in den Augen (trotz des tiefen Dollar-Kurses).

Die durch die Geräteumstellung generierten Mehreinnahmen stehen in keinem Vergleich zur potenziellen Onlinewerbung, die sich in der Schweiz aus verschiedenen Gründen nicht im erhofften Mass und Tempo aufbaut. Da ist auch die Vermarktungsfirma Goldbach Media, welche de Weck immer gerne für alles Übel hinstellt, nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Und da hat auch die SRG selber keine so grossen Chancen, auch wenn sie de facto eine Monopolstellung in der Schweiz hat.

Der Klein Report erinnert daran, dass selbst Bakom-Chef Martin Dumermuth nach der Billag-Umstellung eine Reduktion der Gebühren für die Verbraucher «an die 100 Franken» pro Person sieht. Da geht es, salopp gesagt, um richtig viel Kohle.

Und ausgerechnet der als Euro-Turbo verschriene Roger de Weck profitiert nun davon, dass die Schweiz nicht in der Europäischen Union ist. Ansonsten wären den SRG-Leuten schon längst die Aufsichtsgremien der EU-Kommission auf die Bude gerückt. Ganz abgesehen von den Schweizer Wettbewerbshütern, die bei der Vermarktung im TV-Bereich in der Schweiz nicht einschreiten, obwohl es praktisch nur noch die SRG-Vermarktungstochter Publisuisse und die Goldbach Media gibt.

Hier noch ein Hinweis des Klein Reports zum Mitschreiben: Die Publisuisse hat im ersten Halbjahr 2011 ein Umsatzplus von neun Prozent erwirtschaftet. Die Zahl ist dem Klein Report bestätigt worden. Die letzten sechs Monate eines Jahres werden bekanntlich immer besser als das erste Halbjahr, man darf hier getrost von einem soliden zweistelligen Umsatzplus ausgehen. Fazit noch einmal: Auch in der Werbevermarktung geht es für die SRG um richtig viel Kohle.

Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht: Oder ist jemand nicht über diesen Ämtli-Schacher der CVP mit Medienministerin Doris Leuthard (CVP) und dem ehemaligen CVP-Politiker Raymond Loretan, der am Donnerstag zum designierten SRG-Präsidenten gewählt worden ist, erschrocken? Das Agieren des selbstverliebten und machtbesessenen de Weck kann nicht wirklich verwundern, der dreiste CVP-Coup schon.