Jetzt kommt bei der Jean Frey AG Druck von unten: Praktisch die ganze Belegschaft des «Beobachters» will zum Ringier-Verlag. Sie hat kein Vertrauen in die neuen, noch unbekannten Besitzer. «Die Unabhängigkeit unserer Institution, ihre Glaubwürdigkeit und mithin auch ihre wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft sind in einer von bisher unbekannten Investoren beherrschten Jean Frey AG gefährdet», schrieb die «Beobachter»-Redaktion an Christoph Richterich, Verwaltungsratspräsident der Jean Frey AG. Weiter hiess es in dem Schreiben, dass die Redaktion eine Lösung, wie sie sich mit Ringier abgezeichnet habe und wie sie offenbar weiterhin möglich wäre, als eindeutig besseren Weg erachte. Das freut den Ringier-Verlag: «Man muss den Wunsch einer Redaktion ernst nehmen», meinte Ringier-CEO Martin Werfeli. Im Vordergrund stehe weiterhin die Übernahme der ganzen Jean Frey AG, «wir sind aber auch bereit, einzelne Titel zu übernehmen.» Ein mögliches Szenario wäre laut Werfeli auch, mit der Belegschaft des «Beobachters» unter dem Dach von Ringier einen «neuen Beobachter» herauszugeben. Zumal ein Projekt für ein eigenes Konsummagazin bereits existiere. «Wir haben von diesem Angebot seitens Ringier noch nicht gehört, nehmen es aber erfreut zur Kenntnis», sagte ein Redaktionssprecher des «Beobachters». Er glaubt, dass ein Grossteil des Teams bereit wäre, zu kündigen und bei Ringier wieder einzusteigen. JF-Verwaltungsratspräsident Christoph Richterich will solche Spekulationen nicht weiter kommentieren, letzlich könne man aber niemanden dazu zwingen, bei der Jean Frey AG zu bleiben. Dass nur der «Beobachter» an Ringier verkauft wird, ist kaum ein mögliches Szenario: «Ein Verkauf einzelner Titel der Jean Frey AG steht nicht zur Debatte», sagte Richterich. Mehr dazu: Jubiläumsausgabe des «Beobachters» und Ringier will Jean Frey AG übernehmen
Dienstag
12.03.2002