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Sonntag
12.09.2021

Medien / Publizistik

«Wir haben aus Respekt vor dem Leben eine Verpflichtung für andere Menschen, die in Not sind», sagt Ruedi Lüthy. (Bild zVg)

«Wir haben aus Respekt vor dem Leben eine Verpflichtung für andere Menschen, die in Not sind», sagt Ruedi Lüthy. (Bild zVg)

Im Rahmen des Prix Courage 2021 hat der «Beobachter» den Infektiologen Reudi Lüthy für sein Lebenswerk geehrt. Für den Hauptpreis sind sieben Menschen nominiert, «die durch ihren Dienst an der Gesellschaft aufgefallen sind».

Ruedi Lüthy kämpft seit 40 Jahren gegen Aids und ist einer der Pioniere in der Bekämpfung dieser Krankheit. 

Nach einem Ärztekongress im südafrikanischen Durban steht für Lüthy fest, er würde sich vorzeitig pensionieren lassen. Zusammen mit seiner Frau Rosy, einer ehemaligen Krankenschwester, gründet der damals 62-Jährige in Harare in Simbabwe die Newlands-Clinic. 

Heute, 18 Jahre später, behandeln Lüthy und sein 75-köpfiges Team jedes Jahr über 7’000 Menschen. Die Klinik wird von privaten Spenden und Beiträgen der Direktion Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) finanziert. 

«Wir haben aus Respekt vor dem Leben eine Verpflichtung für andere Menschen, die in Not sind», sagt Ruedi Lüthy.

Wer den mit 15’000 Franken dotierten Hauptpreis gewinnt, entscheiden die Leserinnen und Leser der Ringier-Zeitschrift sowie die Jury unter der Aargauer Ex-Regierungsrätin Susanne Hochuli. Sieben engagierte Menschen stehen auf der Shortlist:

Islam Alijaj aus Zürich macht sich stark für Menschen mit Behinderung. Der 35-jährige Zürcher mit kosovarischen Wurzeln ist körperlich und verbal stark beeinträchtigt und engagiert sich mit Selbsthilfevereinen sowie vor allem in der Politik für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. 

Cindy Kronenberg aus dem luzernischen Sursee setzt sich ein für die Opfer von Vergewaltigungen. Die 29-jährige Jugendarbeiterin wurde selbst Opfer eines Sexualverbrechens – obwohl es sie viel Überwindung kostet, spricht sie seitdem öffentlich über ihre Erfahrung. 

Gabriela Odermatt (49) aus Fällanden ZH wehrt sich gegen den Einsatz von schädlichen Medikamenten. Ihre Kinder wurden als Ungeborene beide durch ein Epilepsiemedikament geschädigt und leiden heute an Beeinträchtigungen wie Autismus und Sprachdefiziten.

André Plass aus Wollerau deckte Missstände im Spital auf. Der 48-jährige Herzchirurg und damals leitende Arzt am Unispital Zürich meldet der Spitalleitung beispielsweise, dass bei einer neuartigen Herzoperation Fehler vertuscht worden sind. Das Spital spricht öffentlich von einem erfolgreichen Eingriff – in Wirklichkeit bricht bei der Implantation ein Draht. Nach Meldung der Missstände gerät Plass intern unter Druck – und wird gefeuert. 

Albin Reichmuth (74) aus Olten setzt sich ein für die Opfer von sexuellem Missbrauch. Als Kind wird er von einem Pfarrer im solothurnischen Trimbach jahrelang missbraucht – seine Leiden trägt er bis ins hohe Alter stumm mit sich herum. 2018 kontaktiert Reichmuth den Kirchgemeinderat und lanciert einen Aufruf – es melden sich mehrere Personen, an denen sich der Pfarrer ebenfalls vergangen hat.

Peter Roth aus Matten bei Interlaken deckte Tricksereien bei Zweitwohnungen auf. Der 55-Jährige forscht nach, ob bei der Nutzung von Zweitwohnungen alles gesetzeskonform abläuft. Trifft er auf Missstände, macht er diese publik. 

Jelena Vorburger aus Basel holt einen Mann zurück ins Leben. Die 26-jährige Gastro-Fachfrau beginnt ohne zu Zögern mit der Reanimation, als ein älterer Mann auf einer Zugfahrt zusammenbricht und nach kurzer Zeit Atmung und Puls verliert. Sie hat Angst, etwas falsch zu machen und beginnt trotzdem mit einer Herzdruckmassage. Unbeirrt von den Pöbeleien anderer Zugpassagiere pumpt sie weiter. Fünf Rippen brechen unter dem Druck.

Nach 15 langen Minuten schnappt der Mann wieder nach Luft. Und überlebt.