Am 22. August hat Popstar Tim Bendzko in der Arena Leipzig trotz Corona ein Konzert mit vielen Zuschauern gegeben. Die Show wurde als Experiment in verschiedenen Variationen durchgeführt, wie der Klein Report berichtete.
Inzwischen sind die Daten ausgewertet. Der Befund der Fachleute: Grosse Kultur- und Sportveranstaltungen in Hallen mit vielen Zuschauern sind auch während einer Pandemie möglich – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Am 29. Oktober haben die Wissenschaftler die Resultate ihrer Studie den Medien vorgestellt. Die Ergebnisse könnten Hoffnung machen.
«Ein hygienisch gut kontrolliertes Konzert oder Handballspiel ist sicherer als eine Grosshochzeit», resümierte Michael Geckle, Dekan der Universitätsmedizin Halle. Diese hat beim 900‘000 Euro teuren Experiment «Restart-19» Regie geführt.
Grundvoraussetzung für sichere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sei eine gute Belüftungstechnik, die einen regelmässigen Austausch der Raumluft mit frischer Luft ermöglicht. Dies sei für das Ansteckungsrisiko eine entscheidende Schlüsselkomponente, erklärte Studienleiter Stefan Moritz. Die Forscher errechneten, dass bei schlechter Belüftung das Infektionsrisiko bis zu 70 Mal höher ist.
Fazit: Wenn alle Hallen mit modernen Lüftungssystemen ausgestattet werden, wären viele Veranstaltungen möglich.
Unabdingbar für Grossveranstaltungen sei auch die Einhaltung strenger Hygienekonzepte mit Abstandsregeln und Maskenpflicht während der gesamten Veranstaltung. Zuschauer dürften auch nur auf Sitzplätzen das Geschehen verfolgen. Im Stehen bestehe die Gefahr unkontrollierter Kontakte und damit der Verbreitung des Coronavirus. Der Infektiologe Moritz zeichnete ein klares Bild: «Wenn vier Menschen neben jemandem stehen und dann wieder andere.»
Die Forscher hatten auch mit dem Computer simuliert, wie sich die Aerosole in einer Halle mit infizierten Personen verteilen. «Das Risiko wird mit einem Hygienekonzept deutlich geringer», so dazu der Forscher Rafael Mikolajczyk.
Als Folgerung aus ihrem Experiment mit 8‘000, 4‘000 und 1‘700 Zuschauern gaben die Forscher aus Halle konkrete Empfehlungen weiter: Bei einer Fallzahl-Inzidenz unter 50 (pro 100‘000) darf eine Halle nur zur Hälfte gefüllt sein. Nur 250 Besucher dürfen pro Stunde ein Einlasstor passieren. Keine Stehplätze sind vorgesehen, es gibt nur Sitzplätze. Eine Maskenpflicht ist vorgesehen. Eine weitere Empfehlung der Mediziner: Essen und Getränke müssten in Veranstaltungspausen am Platz eingenommen werden. Eine adäquate Belüftungstechnik ist zwingend notwendig.
Alles in allem: Die Ergebnisse gäben angesichts der aktuell schwierigen Lage Hoffnung für die Veranstaltungsbranche, meinten die Mediziner einstimmig.