Die belgische Regierung hat den Chef der staatlichen Telefongesellschaft Belgacom entlassen. Ministerpräsident Elio Di Rupo teilte an einer Pressekonferenz mit, dass Belgacom-Chef Didier Bellens schwere Pflichtversäumnisse vorgeworfen würden und er deshalb keine Abfindung erhalten werde.
Bellens hatte im Vorfeld einen goldenen Fallschirm von 800 000 bis 2,4 Millionen Euro gefordert. Di Rupo und sein Kabinett entschieden über die Entlassung ohne Abfindung in einer Sondersitzung nach Börsenschluss am Freitag.
Bellens hatte sich im Vorfeld abfällig über den belgischen Staat geäussert, der 53,5 Prozent der Belgacom-Aktien hält. «Der Staat ist der schlechteste Aktionär, den ich jemals kennengelernt habe», erklärte er gegenüber Geschäftsleuten. Zudem warf er dem Premier vor, sich überhaupt nicht für die Telefongesellschaft und ihre Mitarbeiter zu interessieren - ausser um eine Dividende einzufordern. Bellens verglich Di Rupo mit einem Kind, das sich vom Nikolaus sein Geschenk abhole.
Di Rupo sagte an der Pressekonferenz, dass Bellens nicht nur durch diese Aussagen dem Unternehmen Schaden zugefügt habe. Es habe zudem fragwürdige Kündigungen und Beförderungen in der Führungsetage gegeben.
Bellens musste sich Mitte Oktober bereits einer Untersuchung eines vermuteten Interessenkonflikts stellen. Er hatte ein Belgacom-Gebäude in Brüssel der Immobilienfirma Immobel verkaufen wollen, in deren Verwaltungsrat er sitzt. Der Untersuchungsbericht entlastete ihn allerdings am Ende.