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Sonntag
04.03.2012

Ein neues Medienprojekt im Raum Luzern stützt sich ganz auf Beiträge von Internetusern. Sowohl die Onlineplattform «beiUns.ch» wie auch die 14-täglich erscheinenden Lokalzeitungen gleichen Namens verzichten ganz auf journalistische Inhalte. «BeiUns kommen die Bürgerinnen und Bürger zu Wort, die darüber schreiben sollen, worauf sie Lust haben», erklärte Bruno Affentranger, Mitbegründer und Verwaltungsratsdelegierter der beiUns Medien AG, am Donnerstag dem Klein Report. Bei der Themenwahl hätten die User freie Wahl.

Dass beiUns-Team hat indes vorgesorgt, dass das Projekt von beleidigenden Beiträgen verschont bleibt. «Jedes neue Portalmitglied muss erst den Nutzungsbedingungen und einem Verhaltenskodex zustimmen, bevor es sich beteiligen kann», erläuterte Bruno Affentranger. Zudem müsse man seinen Namen und seine E-Mail-Adresse angeben und - als besondere Hemmschwelle - ein Bild von sich hochladen. Kritische Beiträge seien zwar erlaubt, aber im Rahmen vernünftiger Grenzen. «Wir wollen für positive Stimmung in der Region sorgen», betonte er.

Affentranger ist Verwaltungsratsdelegierter und einer von vier mit Luzern verbundenen Privatpersonen, welche das Projekt unabhängig von Verlagen oder Interessensgruppen auf die Beine gestellt haben. Präsident der beiUns Medien AG ist der CVP-Kantonspolitiker Pius Zängerle, weitere Initianten sind die im IT-Bereich tätigen Bruno Grob und Carlos Rieder.

Die Beta-Version des Onlineportals ist seit Januar aufgeschaltet, am Donnerstag ist nun der offizielle Start erfolgt. «Zum Start am 1. März deckt das Portal 14 Orte und Gemeinden im Grossraum Luzern und damit ein Einzugsgebiet von rund 200 000 Menschen ab», erklärte Affentranger. Die «besten, überraschendsten und originellsten Beiträge» werden dann erstmals am 15. März zu  24-seitigen Zeitungen im Tabloidformat zusammengefasst, die in Luzern, Kriens und Emmen erscheinen werden. «Je nach Erscheinungsort weist die Zeitung einen unterschiedlichen Lokalteil auf», so Affentranger. Das beiUns-Team ist überzeugt, dass die Kombination Online/Print sinnvoll sei und eine grössere Reichweite der gesammelten Beiträge garantiere.

Kann aber ein Medienprojekt erfolgreich sein, das keinen einzigen Journalisten beschäftigt? Bruno Affentranger, der die Idee seit vier Jahren mit sich herumträgt und entsprechende funktionierende, an Gratiszeitungen gekoppelte Portale der in Augsburg ansässigen Firma gogol medien genau durchleuchtet hat, ist davon überzeugt. «User teilen gerne mit, was sie beschäftigt. Gerade Meldungen aus dem Lokal- und Quartierbereich werden gerne geschrieben und gelesen», so Affentranger. Man kooperiere im Bereich der Technologie mit gogol medien, die mittlerweile nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch bereits in Österreich gleich gelagerte Projekte verantwortet.

Auf das just am Donnerstag bekannt gegebene Aus der «Obwalden und Nidwalden Zeitung» angesprochen, wollte er keine Stellung nehmen, da sein Medienprodukt völlig anders geartet sei. «BeiUns.ch nimmt gar nicht den Wettbewerb mit den etablierten Printprodukten auf, sondern sieht sich als lokale und sublokale Ergänzung zu den journalistischen Medien», sagte er und deutete an, dass er bei der beiUns Medien AG im Erfolgsfall eine Expansion in weitere Schweizer Regionen plane.

«Noch ist es aber nicht so weit: Wir haben die Segel gesetzt für ein grosses Abenteuer. Für den Wind sorgen nun die Internetbenutzer der Region Luzern», sagte Bruno Affentranger dem Klein Report.