Der Arbeitsplatzabbau geht auch bei den Basler Zeitung Medien weiter. Die BZM gab am Freitag den Abbau von 24 Stellen im Bereich Druck und Prepress bekannt. Verwaltungsratspräsident Martin Wagner weist aber den Vorwurf zurück, dass er Sparwelle um Sparwelle anstrebe. «Ich bin sicher nicht der Mann, der einen Verlag zu Tode sparen will. Das Tageszeitungsmodell funktioniert nur mit Qualitätsjournalismus», sagte Wagner gegenüber dem Klein Report.
Sparmodelle in anderen Verlagen beurteilt er skeptisch. «Mehrere Verleger setzen auf den Newsroom. Doch bei uns wird es nie einen Newsroom geben. Das hat doch nichts mit gutem Journalismus zu tun, wenn man sämtliche Redaktorinnen und Redaktoren in einen Raum setzt und sie Agenturmeldungen verwursten lässt», ist er überzeugt. Er setzt lieber auf eine regional stark verankerte Zeitung, die die Leserschaft mit Hintergrundberichten und Analysen umfassend über das Geschehen in der Region informiert.
«Ich tendiere dabei zu einer positiven Grundhaltung in der Berichterstattung. Ohne gleich in blinden Hofjournalismus zu verfallen, wollen wir die positiven Facetten der Basler Wirtschaft, des Sports sowie der Kultur- und Bildungsangebote hervorheben», erklärte Medienanwalt Wagner weiter. Als Beispiel, wie die «Basler Zeitung» sicher nicht schreiben wolle, nennt er eine Schlagzeile, welche im «Sonntagsblick» während der «Basquiat»-Ausstellung in Riehen zu lesen war. Weil sich Popstar Madonna angekündigt hatte, aber nicht gekommen war, titelte die Redaktion «Madonna liess die Basler im Regen stehen». «Wenn eine Ausstellung eines weltbekannten Künstlers in der Region stattfindet, suchen wir sicher nicht die Negativ-Schlagzeile», so Wagner.
Voraussetzung dafür, dass die «Basler Zeitung» aber auf längere Zeit hinaus das (positive) Sprachrohr der Kantone Basel-Stadt und Baselland bleiben könne, sei die Akzeptanz durch Leserschaft und Wirtschaft. «Ich bin kein Mäzen. Tito Tettamanti und ich haben die BZM übernommen, um Gewinne zu machen», stellte Martin Wagner gegenüber dem Klein Report klar. «In meinen Augen ist es ein Joint Venture zwischen der Öffentlichkeit und mir. Zeigt Basel auch langfristig so grosses Interesse an der Zeitung wie derzeit, wird die unabhängige `Basler Zeitung` zum Erfolgsmodell», sagte er. Er hofft sehr, dass dies gelingt. «Mein Engagement in der Doppelfunktion als Verwaltungsratspräsident der Basler Zeitung Medien und als BaZ-Verleger ist stark. Für mich wäre es ein horrender Gesichtsverlust, wenn ich die Zeitung verkaufen müsste.»
Wie aber sieht die unabhängige «Basler Zeitung» in zehn
Jahren aus, wollte der Klein Report von Martin Wagner wissen. «Die Zeitungen von 2020 kommen ohne Infos wie Wetterbericht und Sportresulate aus», prophezeit er. Die Leserinnen und Leser würden nicht mehr bereit sein, für News zu zahlen, die überall frei verfügbar seien. «Die Zeitung wird keine Ressorts mehr haben, sondern auf allen Seiten fundierte Hintergrundberichte und Analysen liefern -
stets mit starkem Regionalbezug.»
Sonntag
06.06.2010



