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Donnerstag
13.07.2017

Medien / Publizistik

Insgesamt 32 Journalisten ist während des laufenden G20-Gipfels «aus Sicherheitsbedenken» die Akkreditierung entzogen worden. Vier von ihnen arbeiteten laut Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» zuvor in Kurdengebieten der Türkei. Der Verdacht einer türkischen Einmischung in den Sicherheitsentscheid liegt nahe, wurde von Regierungssprecher Steffen Seibert jedoch bereits dementiert.

Die Sicherheitsbedenken seien ein Resultat aus den eigenen Erkenntnissen deutscher Behörden, erklärte der ehemalige Journalist noch am Dienstag. Eine genaue Erklärung zum Vorgang des Akkreditierungsentzugs liess Seibert jedoch vermissen und liess damit zahlreiche Fragen bezüglich Pressefreiheit und Datenschutz unbeantwortet.

Vor allem die Journalisten sind verunsichert, wie das Beispiel zweier Betroffener zeigt. Björn Kietzmann und Chris Grodotzki wurden beide 2014 in der überwiegend von Kurden bewohnten Stadt Diyarbakir in türkische Haft genommen. Gegenüber jetzt.de schilderten sie ihre Erlebnisse während des G20-Gipfels.

Kietzman, für die Agentur Action Press am Gipfel und sonst als freier Journalist für den «Stern» und den «Spiegel» tätig, schreibt, dass ihm ein Beamter des Bundeskriminalamtes (BKA) am Eingang des Pressezentrums seinen Ausweis abnahm. Dabei sei er am letzten Tag noch drinnen gewesen und habe sogar seinen Laptop noch in einem Schliessfach gehabt. Eine Erklärung dafür habe er bisher weder vom BKA noch vom Bundespresseamt erhalten.

«Egal wie sehr ich darauf rumdenke, mir fällt keine sinnvolle Erklärung ein. Ich habe mich nie fehlverhalten, bin nicht vorbestraft oder sonst irgendetwas», schreibt Kietzmann. In seiner Studienzeit sei er zwar auf Demonstrationen gewesen, dies habe für seine Akkreditierung aber nie eine Rolle gespielt.

Am «gruseligsten» an der ganzen Aktion findet er, dass sich «unter den Kollegen» jetzt eine grosse Verunsicherung ausbreite, da einige in der Vergangenheit mal Proteste journalistisch begleitet hätten. «32 sicherheitsüberprüfte und akkreditierte Journalisten ohne Erklärung auf eine schwarze Liste zu setzen, ist ein Skandal und kommt einem Berufsverbot gleich», so Kietzmann.

Auf diesen Namenslisten, welche die Beamten offen am Eingang des Pressezentrums in der Hand hielten, stand auch Chris Grodotzki, der laut eigenen Aussagen ebenfalls nie für irgendetwas rechtskräftig verurteilt worden ist. Er schreibt, dass die Beamten selbst nicht wussten, weshalb sie die Journalisten wegweisen mussten. «Man hat ihnen angemerkt, dass es ihnen selber ein bisschen peinlich war, was sie da machen», so Grodotzki.