Die BBC besitzt ein brisantes Tonband von einem Interview mit dem Waffenexperten David Kelly, in dem dieser grosse Besorgnis über die Irak-Politik der Regierung von Tony Blair äusserte und sogar von «Besessenheit» sprach. Nach Angaben des britischen Senders soll das Band Lordrichter Brian Hutton für seine Untersuchung über die Umstände, die zum Selbstmord Kellys führten, ausgehändigt werden. Der Inhalt des Bandes legt nach Berichten vom Mittwoch nahe, dass die Regierung ein umstrittenes Geheimdienstdossier über die Gefahr Saddam Hussein tatsächlich aufgebauscht haben könnte. Die BBC-Journalistin Susan Watts hatte ein Interview mit Kelly aufgezeichnet. In ihrer Sendung «Newsnight» zitierte Watts die geheime Quelle mit den Worten, die Regierung sei «davon besessen, Geheimdienstinformationen über unmittelbare Bedrohungen durch den Irak zu finden». Weiter hiess es: «Sie suchten verzweifelt nach Informationen, sie übten Druck aus, um Informationen zu bekommen, die veröffentlicht werden konnten.» Die Stellungnahmen zu den Massenvernichtungswaffen seien «ausserhalb jeder Verhältnismässigkeit» gewesen.
Nach Ansicht des «Guardian» ist das Tonband der Grund für die BBC, warum sie sich hinter ihre Journalisten stellen und der Kritik der Regierung nicht nachgeben. Die Aufzeichnung stützt ebenfalls den umstrittenen Bericht des BBC-Reporters Andrew Gilligan. Unter Berufung auf den namentlich nicht genannten Kelly hatte auch Gilligan berichtet, dass die Regierung Geheimdienst-Informationen über die vom Irak ausgehende Gefahr aufgebauscht habe. Die Regierung hatte dies zurückgewiesen. Siehe auch Clinch Blair-BBC erinnert an Watergate-Affäre
Mittwoch
23.07.2003