Mit 250 Korrespondenten in über 50 Städten verfügt der Hörfunksender BBC weltweit über das grösste Reporter-Netz. Allein durch die Empfangshalle der British Broadcasting Corporation in der Londoner Innenstadt strömen täglich mehr als 1000 Journalisten aus der ganzen Welt, um in 43 Sprachen internationale Nachrichten in ihre Heimatregionen zu senden. 150 Millionen Menschen in 138 Ländern vertrauen jede Woche den Berichten, Hintergründen und Analysen des BBC World Service. Die verschiedenen BBC-Abteilungen - vom englischen über den spanischen oder polnischen bis hin zum bengalischen Dienst - arbeiten grösstenteils unabhängig und richten ihre Nachrichten auf ihre jeweilige Hörerschaft aus.
«Allen BBC-World-Diensten gemeinsam ist ihre Philosophie, immer möglichst unvoreingenommen, präzise, unabhängig und vertrauenswürdig zu berichten», sagt Phil Harding, der Direktor des englischen Services, der mit 45 Millionen Hörern grössten Abteilung im Hause. «Wir ziehen es vor, nicht unbedingt am schnellsten, dafür aber richtig zu informieren.» Der BBC World Service geht in seinen Bemühungen um Objektivität so weit, dass er Vereinigungen wie die palästinensische Hamas oder die El-Kaida niemals als Terror-Organisationen bezeichnet. «Weil wir eine globale Hörerschaft haben, müssen wir alle Meinungen respektieren. Gruppen, die von gewissen Menschen als Terroristen angesehen werden, gelten bei anderen als Freiheitskämpfer», so Harding.
Das BBC-Weltprogramm, das UN-Generalsekretär Kofi Annan einmal als das «wahrscheinlich grösste Geschenk der Briten an die Welt des 20. Jahrhunderts» bezeichnete, wird fast ausschliesslich vom Staat finanziert und ist dadurch den Zwängen der freien Marktwirtschaft weniger ausgesetzt. Noch in den 90er Jahren befand sich der BBC World Service in einer seiner grössten Krisen seit der Gründung im Jahr 1938. Die Hörerzahlen gingen zurück, Stellen mussten abgebaut werden, das Geld wurde knapp. In dieser Zeit stellte der BBC World Service auch seine deutschen, französischen und japanischen Dienste ein. Die Krise scheint mittlerweile überwunden, nicht zuletzt dank der zusätzlichen Millionen, die die Regierung Blair dem Sender gewährt. Bis 2005 sollen es 240 Mio. Pfund (334 Mio. Euro) pro Jahr sein. «Der World Service ist heute erfolgreicher denn je. Die Hörerschaft ist sowohl in den entwickelten als auch in den Entwicklungsländern auf den höchsten Stand aller Zeiten gewachsen», sagt Harding. Die BBC-Internetseite wurde im Monat August 166 Millionen Mal aufgerufen. Die Rolle des World Service sieht Harding auch in Zukunft als «Rettungsanker für Länder, in denen es keine freie Presse gibt».
Donnerstag
20.11.2003