Vor seiner Ernennung im Februar 2021 zum BBC-Vorsitzenden verhalf Richard Sharp dem damaligen Premier Boris Johnson zu einem Privatkredit. Dass Sharp diesen möglichen Interessenkonflikt nicht offenlegte, hat nun Folgen: Er trat am Freitagvormittag zurück.
Er habe unbeabsichtigt gegen Regeln verstossen, erklärte Sharp am Freitagvormittag auf seinem eigenen Sender: «Ich verlasse meinen Posten, um Schaden für den britischen TV- und Radiosender zu verhindern. Meinen Posten werde ich bis Ende Juni weiterführen, während der Sender die Nachfolge regelt», hält Richard Sharp in einem BBC-Video fest, das online auf der Webseite publiziert wurde.
Ein jetzt veröffentlichter Untersuchungsbericht kommt zum Schluss, Sharp habe mögliche Interessenkonflikte nicht offengelegt, bevor er zum Verwaltungschef der öffentlich-rechtlichen Anstalt ernannt wurde.
Sharp wird zum Verhängnis, dass er einem Parlamentsausschuss, der seine Nominierung im Februar 2021 überprüft hatte, die möglichen «Interessenkonflikte» nicht mitgeteilt habe. Sein Anwalt Adam Heppinstall stellte fest, dass der Eindruck enstehen könne, dass Sharp den BBC-Vorsitz bekam, «weil er den ehemaligen Premierminister in einer privaten Finanzangelegenheit unterstützt hat».
Konkret hatte Richard Sharp Ende 2020 dem amtierenden Regierungschef Boris Johnson dabei geholfen, einen vom kanadischen Geschäftsmann Sam Blyth gewährten Privatkredit über bis zu 800’000 Pfund zu erhalten. Wenige Monate danach wurde Sharp auf Empfehlung der Regierung zum BBC-Vorsitzenden ernannt, fasst der britische Sender BBC die Geschehnisse zusammen.
Johnson und Sharp weisen in den britischen Medien Vorwürfe der Vetternwirtschaft zurück. Sam Blyth sei ein alter Freund und ausserdem ein entfernter Verwandter Johnsons. Sharp besteht im BBC-Video darauf, dass er den BBC-Posten nicht als Gegenleistung für seine Rolle bei der Anbahnung des Kredits bekommen habe.
