«Der Abschluss, den wir Ende August vorlegen, bildet die zwölf schlechtesten Monaten aller Zeiten», sagte Matthias Hagemann im Interview mit der «Handelszeitung». Der Verwaltungsratspräsident der Basler Zeitung Medien (BZM) rechnet auch für 2009 mit roten Zahlen. Aber für 2010 erwartet er wieder Gewinn. Die Sparmassnahmen, mit denen der Aufwand um einen Fünftel reduziert wurde, greife für das Jahr 2010.
Eine Sparmassnahme war der Stellenabbau. Anfang Jahr hat die «BaZ» ihre Redaktion um über 20 Stellen verkleinert. Qualitätseinbussen sieht Hagemann in diesem Zusammenhang aber nicht, wie er im Interview sagt. «Aber wir haben diesen Schritt ja nicht aus Qualitätsgründen gemacht, sondern aus Kostenüberlegungen. Und alle, die aus ihren wissenschaftlichen Elfenbeintürmen proleten, man müsse nur kreativer sein, die haben einfach keine Ahnung von Ökonomie im Verlagswesen.»
Der 46-jährige Jurist führt das Familienunternehmen seit zwölf Jahren. Und es hat sich seit seinem Amtsantritt einiges verändert. «Die Printmedien haben ein Modell, das stark unter Druck kommt - und sie haben noch keinen Ersatz dafür», resümiert Hagemann die Situation im Online-Zeitungsbereich. «Denn die News wandern ins Netz und die Nutzer gewöhnen sich daran, dass sie dort gratis sind. Nur kostet ihre Herstellung immer noch Geld, Geld, das nicht verdient wird, weil auch die Rubrikinserate ins Netz gehen.»
Das Gratis-Zeitalter bereitet dem Verleger Mühe. So führt er den Leserschwund von 20 Prozent seit 2006 auf die «Überschwemmung des Marktes mit Gratiszeitungen» zurück. Das Gratiszeitungswesen sei grundsätzlich nachteilig für eine Abozeitung, sagt Hagemann, der mit «News» selber am Blätterkrieg beteiligt ist. Die Beteiligung hätte der «BaZ» helfen sollen bei den Kombiinseraten. Das war bisher nicht der Fall, «News» schreibt jährlich mehrere Millionen Franken Verlust. Vor wenigen Tagen schrieb die «Sonntagszeitung, die BZM habe den Vertrag (25 Prozent am «News»-Projekt) gekündigt. Die BZM dementierte vorerst, bestätigte aber am Tag darauf Verhandlungen mit der Tamedia.
Die «Basler Zeitung» prüft derzeit Partnerschaften mit Medienhäusern in der Schweiz und im Ausland. Die Publigroupe will ihren 37-Prozent-Anteil an der BZM verkaufen, gemeinsam wird nach einem geeigneten Käufer gesucht. Dass die Verlegerfamilie den Anteil kauft, stehe wegen der wirtschaftlichen Situation der Branche nicht im Vordergrund, sagt Hagemann. Auch der Einkauf des Mantelteils für die «Basler Zeitung», mit den Ressorts Inland, Ausland und überregionale Wirtschaft, bezeichnet er als reale Option, «wenn wir noch weiter sparen müssen».
Mittwoch
22.07.2009



