Der frühere bayrische Ministerpräsident und Möchtegern-Bundeskanzler Franz Josef Strauss würde wohl im Grabe geradezu rotieren, wenn er mitkriegen würde, dass sein Kampfblatt «Bayernkurier» in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten steckt. Laut der Tageszeitung «Die Welt» ist es sogar möglich, dass die wöchentliche CSU-Postille das Ende dieses Jahres nicht mehr erlebt. Kürzlich habe nämlich der verlegerische und kaufmännische Partner des Blattes, die Leader Media GmbH, bekannt gegeben, dass sie per Ende Jahr die Zusammenarbeit einstellen werde. In den 70er Jahren hatte Strauss unter anderem mit Hilfe des «Bayernkuriers» die damalige Bonner Regierung unter Kanzler Willy Brandt heftig bekämpft und sich fast zum Regierungschef geschrieben.
Wenn der «Bayernkurier» keinen neuen Partner finde, sei es aus, sei der Redaktion kürzlich eröffnet worden, berichtet die Springer-Zeitung weiter. Die Leader Media GmbH ist eine hundertprozentige Tochter der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», die im Frühjahr 2001 bei der Münchner Zeitung eingestiegen war. Damals sei der Redaktion gesagt worden, diese Partnerschaft sei «die letzte Chance» für den «Bayernkurier», zitiert die «Welt» ein Mitglied des Betriebsrats. Allerletzte Hoffnungen knüpfen die Mitarbeiterinnen des Blattes jetzt an die CSU, dessen Chef und bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber die Redaktion kürzlich besucht und erklärt habe, er wolle keinesfalls, dass in der Redaktion das Licht ausgehe. Aber das müsste sich die Partei etwas kosten lassen: 340 000 Euro beträgt das Jahresdefizit laut «Welt».
Donnerstag
08.05.2003