Der Millionenpoker um das Kerngeschäft der zusammengebrochenen KirchGruppe hat endlich ein Ende: Die KirchMedia mit dem ProSiebenSAT.1-Konzern soll an den Bauer-Verlag und die HypoVereinsbank verkauft werden. Das haben die Gläubiger der insolventen KirchMedia am Mittwochnachmittag entschieden, wie Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems gegenüber dpa erklärte. Die Details sollen in den nächsten Wochen ausgehandelt werden. Nicht mit dabei beim Bauer-Konsortium, dem sich wohl noch das US-Studio Columbia anschliessen wird, sind der Axel Springer Verlag und der Spiegel-Verlag. Der Kaufpreis für die Mehrheit an ProSiebenSAT.1 und dem Rechtehandel wurde nicht genannt, er dürfte aber laut Branchenschätzungen bei knapp zwei Milliarden Euro liegen.
Die Entscheidung für einen Bieter fiel früher, als in der Branche zuletzt erwartet. Ziems wollte nicht völlig ausschließen, dass das Geschäft in letzter Minute noch scheitert - er rechne aber nicht damit. Insolvenzverwalter Michael Jaffé sagte: «Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.»
Bauer und die HypoVereinsbank werden laut Ziems die Mehrheit von 52% an der ProSiebenSAT.1 Media AG kaufen. In den TV-Konzern soll dann auch der Filmrechtehandel eingebracht werden. Die Sportrechte werden an das Management um Günter Netzer verkauft. Damit ist die KirchMedia weitgehend ausgeschlachtet, ein Käufer muss unter anderem noch für das DSF gefunden werden.
Vom Verkauf betroffen ist auch der Ringier-Verlag, der die eine Hälfte an der SAT.1 (Schweiz) AG hält. Die andere Hälfte wechselt nun die Hand. «Bauer ist für uns der Wunschpartner», sagte Hans Jürg Deutsch, Leiter Ringier TV, am Mittwoch auf Anfrage. Ringier unterhält laut Deutsch bereits heute gute Beziehungen zu Bauer. Das Verlagshaus sei «eine bekannte Grösse», was von den anderen Interessenten für den TV-Konzern ProSiebenSAT.1 so nicht gesagt werden könne.
Bauer und die HypoVereinsbank hätten das beste Angebot abgegeben, sagte Hans-Joachim Ziems gemäss dpa. Zudem wolle das Konsortium am Konzept eines integrierten Medienkonzerns festhalten. Von dem Verkauf sind 6000 Beschäftigte bei ProSiebenSAT.1 und beim Rechtehandel betroffen. Geschäftsführer Wolfgang van Betteray sagte, ein Grossteil der Arbeitsplätze sei durch den Verkauf gesichert.
Es werde aber noch «ein paar Wochen dauern, bis die Verträge unter Dach und Fach sind», sagte Bauer-Verlagssprecher Andreas Fritzenkötter am Mittwoch. Gleichzeitig mit den Verhandlungen über die definitive Übernahme beginnt sich nun das Personenkarusell zu drehen: Wie Klein Report bereits berichtete, dürften mit der Übernahme durch den Bauer-Verlag die Tage für den Schweizer CEO von ProSieben, Urs Rohner, gezählt sein. Als mögliche Nachfolger sind RTL-Chefredaktor Hans Mahr (53) sowie sein Kontrahent von RTL-2, Josef Andorfer (45), im Gespräch. Nicht ausgeschlossen werden darf aber auch der heutige Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler. Vergleiche auch: Sind die Tage von Rohner bei ProSiebenSat.1 gezählt?
Mittwoch
30.10.2002