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Sonntag
29.03.2015

IT / Telekom / Druck

Manche Politiker brauchen eine Twitter-Sicherung: Nach grossen Tragödien lassen manche von ihnen in der schnellen Netzkommunikation die nötige Sensibilität vermissen. So geschehen am Freitag mit einem Tweet des grünen Nationalrates Bastien Girod.

«Mutwilliger Flugzeugabsturz: Schockierend. Auch weil CH AKWs nicht sicher wären gegen einen gezielten Absturz eines Flugzeugs #Atomausstieg», twitterte Girod um 8:18 Uhr. Es dauerte nicht lange, als sich auch schon Unmut über Girods Versuch, den tragischen Absturz des Germanwings-Flugzeuges am Dienstag für seine eigenen politischen Ziele zu instrumentalisieren, in den sozialen Netzwerken breit machte.

Die Twitter-Nutzer waren sich einig und betitelten Girods Tweet als «pietätslos», «Leichenfledderei» und «eines Ständerates unwürdig».

«Ich bin auch für den Atomausstieg, aber ein Unglück dafür instrumentalisieren? Hätte ich von Ihnen nicht erwartet #fail», schrieb Urs Kyburz zum Tweet. «Tages-Anzeiger»-Journalist Réda El Arbi meinte: «Bisschen pietätlos, aus dem Ereignis politisches Kapital schlagen zu wollen. Schadet der Sache wohl mehr, als es nützt.»

Auch von seinen Politikerkollegen erntet Girod Kritik. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen kommentierte: «Pietätlos, einfach voll daneben Bastien!» Der Vizepräsident der BDP Aargau, Philippe Tschopp, bezeichnete Girod Tweet als «absoluten Fail».

Bastien Girod ist mit seiner zweifelhaften Kommunikation in den sozialen Medien nicht alleine. Der CDU-Politiker Karl-Georg Wellmann zog am Mittwoch mit einem Post auf seiner eigenen Facebook-Seite Ärger auf sich. «Vor Germanwings kann man nur noch warnen. Überalterte Maschinen und miserabler Service. Mit denen werde ich nicht mehr fliegen», verstieg sich der deutsche Politiker in Spekulationen und das, obwohl Experten bereits kurz nach dem Unglück das Alter der Maschine als unbedenklich eingestuft hatten.

Zum Zeitpunkt von Wellmanns Facebook-Post war noch nicht bekannt, dass der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht hatte. Nach heftiger Kritik der Facebook-Gemeinde über die «reisserische Stellungnahme» löschte Wellmann seinen Post. Einmal gelöscht, heisst aber nicht aus dem Netz verschwunden. Einen Kommentar endgültig aus dem Netz zu entfernen, ist praktisch unmöglich. Deshalb sollte das Credo heissen: Erst denken, dann kommunizieren.

Der schlimmste Fall zum Germanwings-Absturz stammt aber vom italienische Komiker und Politiker Beppe Grillo. Grillo schrieb am Freitagmittag: «Beunruhigende Ähnlichkeiten zwischen dem Co-Piloten des Airbus A320 und Renzi, der Italien zum Absturz bringt», und verglich damit den Co-Piloten, der 150 Menschen mit in den Tod riss, mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi.

Auf seinem Blog veröffentlichte Grillo zur Krönung seines geschmacklosen Kommentars eine Fotomontage, auf der Renzi im Cockpit einer Germanwings-Maschine abgebildet ist.