Der Insolvenzantrag für Radio 105 ist gestellt, das Ende des Senders ist damit aber noch nicht definitiv. «Wir wissen nicht, wann fertig ist», sagte Geschäftsführer Giuseppe Scaglione am Dienstag in seinem Radiosender. «Voraussichtlich ist es so, dass heute oder morgen der Entscheid getroffen wird, ob ein Konkurs eröffnet wird. Wir haben bisher erst die Bilanz deponiert.»
Die jetzige Situation sei der «absolute Super-GAU», so Scaglione. «Wir mussten als Verwaltungsräte die Verantwortung wahrnehmen und die Bilanz deponieren», sagte er. «Wir haben die Dezemberlöhne bezahlt und noch keine Betreibungen im Haus. Wenn man aber sieht, dass es keine Finanzierung gibt, kann man nicht einfach weiterwursteln.»
Im Internet machen sich derweil die Radio-105-Fans für den Sender stark. Neben der Facebook-Gruppe «Stahn uf für Radio 105», die bereits knapp 2000 Fans zählt, hat der Hosting-Dienstleister Crype gratis die Webseite www.save105.ch aufgeschaltet. Mit einem Spendenaufruf versuchen die Zuhörer, das Geld für den Weiterbetrieb zusammenzusuchen. Eine Sammelaktion mache aber nur Sinn, wenn man wisse, wie viel Zeit für diese zur Verfügung stehe, so Scaglione.
Auch Roger Schawinski will nun bei Radio 105 einsteigen, obwohl er noch vor wenigen Wochen Radio 1 seinen Mitarbeitern verkaufen wollte, also einen Management-Buy-out anstrebte. Die Hörerzahlen seines Radios sind unter denen von Scagliones Sender, obwohl Schawinski das grössere Sendegebiet zur Verfügung hat.
«Ich kenne den Rettungsvorschlag von Schawinski (noch) nicht», sagte Scaglione am Dienstagabend gegenüber dem Klein Report. «Ich habe mit ihm schon vor ein paar Wochen gesprochen und da wollte er den Sender nicht retten. Wenn er nun meine Mitarbeiter übernehmen und den Sender weiterführen will, kann ich das nur begrüssen.»
Der Ball liege nun aber beim Konkursamt und Roger Schawinski. «Die Entscheidungsmacht liegt diesbezüglich aber nicht mehr in meinen Händen, sondern beim Konkursrichter», so Scaglione. «Schawinski müsste somit dem Konkursamt sehr schnell ein Angebot unterbreiten.»
Beim Bakom hat man von den Plänen Schawinskis Kenntnis. «Wir haben bislang kein formelles Gesuch um Übertragung der Konzession erhalten, aber Herr Schawinski hat uns seine Vorstellungen über eine Rettung von Radio 105 unterbreitet», sagte Bakom-Sprecherin Deborah Murith am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Man sei offen für eine Lösung.
Viel Zeit für eine Lösung bleibt aber nicht. «Die Zeit ist wahnsinnig knapp, wir wissen nicht, wie gross das Zeitfenster ist», sagte Scaglione. «Was es bedeutet, wenn Konkurs eröffnet wird, wissen wir noch nicht. Nach dem Entscheid wird es wenige Tage gehen, bis Leute vom Konkursamt einmarschieren.»
Sollte der Konkurs über den Sender eröffnet werden, ist auch die Weitergabe der Konzession nicht mehr möglich. Die UKW-Konzession werde nicht neu vergeben, da sich der Bundesrat entschlossen habe, statt auf die Analogtechnologie künftig auf DAB+ zu setzen, berichtet «Blick am Abend».