Ende März stiess das neue Album «Please» der Genfer Band Take me Home auf grosses Interesse. In der ersten Verkaufswoche setzte die Band 500 Exemplare ab. «In einer durchschnittlichen Woche würde diese Verkaufszahl zu einer Top-Ten-Platzierung in den Albumcharts reichen. Doch wegen einer Schweizer Besonderheit im Hitparaden-Reglement wurden wir nicht in die Hitparade aufgenommen», erklärte Christian Buchner, Inhaber des Independent-Labels Strong Reaction Music gegenüber dem Klein Report.
Das Problem: Das Label setzte die CDs ausschliesslich über den Musikversand CeDe sowie über die französische Handelskette Fnac ab. «Doch wer in die Schweizer Charts will, muss gemäss Media Control seine Alben mindestens über vier verschiedene Vertriebspartner anbieten», so Buchner. «Diese Regel ist unsinnig und verursacht hohe Kosten, die für kleine Labels kaum tragbar sind.» Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Deutschland. «Das deutsche Reglement verlangt nur drei verschiedene Vertriebskanäle», sagte Buchner. Verantwortlich für das deutsche Reglement ist übrigens ebenfalls die Media Control. «Warum hat die Schweiz das teurere System?», fragt sich Buchner.
Strong-Reaction-Music-Chef ärgert sich noch aus einem ganz anderen Grund. «In Deutschland schafft es die Media Control, das länderspezifische Reglement auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. Das Schweizer Reglement wird dagegen unter Verschluss gehalten und muss angefordert werden», meinte Buchner weiter. «Ich fordere eine Offenlegung des Schweizer Reglements, damit anderen Labels nicht derselbe Fehler passiert wie uns.» Langfristig hält er gar eine Überarbeitung des Hitparaden-Reglements für sinnvoll.
«Die Charts werden derzeit verfälscht, da viele Labels und Bands ihre Musik über weniger als vier Vertriebskanäle anbieten oder gar nur an ihren Konzerten einen Verkaufstisch aufstellen. Es wäre doch toll, wenn künftig jeder einzelne Albumverkauf berücksichtigt wird», so Buchner. Die Freude an der Musik haben aber weder der Labelchef noch die drei Musiker von Take Me Home verloren. «Wir freuen uns auf unseren nächsten Tourauftritt am Samstag, 4. Juni, am Campus Fever in Freiburg», erklärte Buchner. «Das Publikum darf sich auf ein abwechslungsreiches Konzert mit tanzbarem Pop-Rock freuen, bei dem musikalische Einflüsse aus den 70er- und 80er-Jahren klar erkennbar sind.»
Mittwoch
26.05.2010