Seine Polit-Karriere startete Boris Johnson im Newsbereich. Von 1999 bis Dezember 2005 war der heutige Ex-Premier von England Herausgeber der konservativen Zeitschrift «The Spectator».
Jetzt kehrt der Brexit-Turbo mit der wilden Mähne noch einmal zu seinen journalistischen Wurzeln zurück. Ab sofort schreibt Boris Johnson eine wöchentliche Kolumne in der Boulevardzeitung «Daily Mail».
Er sei «begeistert» etwas zu «diesen berühmten Seiten» beitragen zu können, sagte der im Parlament Abgewählte in einem am Freitag veröffentlichten Video.
Die konservative «Daily Mail» hatte Johnson schon mehrmals publizistisch unterstützt, als andere Medien das scharfe Feuer gegen den Exzentriker eröffneten und er wegen einer Reihe von Skandalen vor einem Jahr sein Amt als Premier niederlegen musste.
Über politische Themen werde er nur schreiben, wenn es nicht vermeidbar sei, sagte Johnson in seiner ersten Kolumne, die am Samstag erschien. Weiter sinnierte er über seinen nicht enden wollenden Kampf gegen die Kilos. Der geneigte Leser erfährt, dass Johnson bereits mit Appetitzüglern experimentierte, um nicht nachts um halb zwölf über den Kühlschrank herzufallen und «Cheddar und Chorizo mit einer halben Flasche Wein hinunterzuspülen».
In seinem Videoclip machte Boris Johnson auch klar, dass er als Kolumnist der Boulevardzeitung «Daily Mail» nur «völlig unzensiertes Zeugs» schreiben wolle.
Bereits 2018 hatte Johnson nach seinem Rücktritt als Aussenminister eine Kolumne für die Zeitung «Telegraph» übernommen und dafür 275’000 Pfund im Jahr kassiert.
Mit der aktuellen Kolumne dürfte es etwas weniger sein. Das Onlinemagazin Politico schätzt den Zusatzverdienst auf «mehrere zehntausend Euro pro Jahr». Dafür bietet ihm «Daily Mail» weiterhin eine politische Plattform, wo Johnson seine politischen Gegner diskreditieren kann, zum Beispiel den amtierenden britischen Premier Rishi Sunak.
In England müssen ehemalige Kabinettsmitglieder in den zwei Jahren nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung neue Beschäftigungen an ein eigens dafür eingerichtetes Beratungskomitee (ACOBA) melden.
Johnson stellte das Komitee allerdings vor vollendete Tatsachen, nur eine halbe Stunde, bevor die «Daily Mail» den prominenten Neuzugang publik machte. Das sei ein «klarer Verstoss», sagte die Sprecherin des Komitees, das allerdings keine Strafen verhängen kann.
Die stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen Labourpartei, Angela Rayner, ärgerte sich: «Dieser in Ungnade gefallene ehemalige Premierminister glaubt wirklich, dass Regeln nur für die kleinen Leute gelten.»