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Mittwoch
10.03.2010

Beim deutschen Medienkonzern Axel Springer kann es nicht superlativ genug sein, trotz der Wirtschafts- und der Medienkrise. Der Titel der Medienmitteilung zu den Zahlen 2009 lautet: «Axel Springer gewinnt Marktanteile und bleibt im Krisenjahr 2009 hoch profitabel».

Trotz eines Umsatzrückgangs um 4,3% sowie erheblicher Aufwendungen für Restrukturierungen und zusätzliche Investitionen in seine Marken habe der Axel-Springer-Konzern ein EBITDA von 333,7 Mio. Euro (486,2 Mio. Euro) und eine EBITDA-Rendite von 12,8% erzielt.

Der Vorsitzende des Vorstands der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, «fasste die Leistungen des Unternehmens» in der eigenen Medienmitteilung vom Mittwoch so zusammen: «Jeder achte Euro vom Umsatz war Gewinn, jeden fünften Euro haben wir im Internet umgesetzt, wir schlagen eine Rekorddividende vor, die Eigenkapitalquote wurde auf über 40 Prozent erhöht und die Verschuldung de facto auf Null abgebaut. Kennen Sie ein vergleichbares Medienunternehmen, das so erfolgreich durch die Krise gesteuert ist?»

Das muss eine rethorische Frage sein, meint der Klein Report. Ansonsten fällt uns dieser Verlagsmanager noch kopfüber in die Spree. Denn es geht gleich weiter: «Mit einer zweistelligen EBITDA-Rendite liegt unser Ergebnis auf einem Niveau, dass wir vor Jahren für ein konjunkturell erholtes Umfeld prognostiziert hatten. Zudem sind in diesem Ergebnis erhebliche Investitionen in zusätzliche Marketingmassnahmen und Aufwendungen für Restrukturierungen verarbeitet, die sich zu einem hohen zweistelligen Millionenbetrag summieren. Entscheidend ist: Im inländischen Printgeschäft haben wir Marktanteile hinzugewonnen, und unsere digitalen Medien haben mit kräftigem Wachstum und einer Ergebnisverdopplung massgeblich zum Geschäftserfolg beigetragen. Wir kommen mit unserer auf Reichweite zielenden Strategie sehr gut voran und setzen bei zentralen Themen wie Bezahlinhalten im Internet konsequent auf Offensive», so Mathias Döpfner weiter.

Der Klein Report muss es mit Humor nehmen. Aber fragen kann man trotzdem: Stehen wir vor den Schlachten von El Alamein? Falls ja, sollte sich das Axel-Springer-Management abgesehen von der damaligen Taktik auch verstärkt mit dem Umgang mit den Soldaten beschäftigen. Denn in der überdurchschnittlich langen Mitteilung steht nur ein Satz über die «Soldaten»: «Der Konzern steigerte die Mitarbeiterzahl leicht von 10 666 auf 10 740.»

Die Zahlen im Einzelnen: Axel Springer machte im Geschäftsjahr 2009 einen Konzernumsatz von 2611,6 Mio. Euro. Im Jahr davor betrug der Umsatz 2728,5 Mio. Euro. Der Umsatzrückgang um 4,3% sei durch die tiefe Rezession in den meisten Absatzmärkten entstanden. Dies schlug sich in einem massiven Einbruch der Werbekonjunktur und der Zurückhaltung der Konsumenten in den Vertriebsmärkten nieder. Die Vertriebserlöse ging um 3,3% auf 1176,2 Mio. Euro (1215,8 Mio. Euro) zurück. Die inländischen Zeitungen des Konzern konnten aber die Vertriebserlöse gegen den Trend steigern.

Das Hauptblatt des Konzerns, die «Bild»-Zeitung, konnte als «Gewinner der Werbekrise» die Werbeerlöse fast auf dem Niveau des Vorjahres halten. «Die inländischen Zeitungen steigerten die Vertriebserlöse um 1% auf 631,8 Mio. Euro, unter anderem durch positive Effekte aus Copypreiserhöhungen in 2008 und 2009. Die Werbeerlöse gingen um 12,1% auf 548,0 Mio. Euro (623,4 Mio. Euro) zurück.

Die digitalen Medien steigerten sich um über 24% (470,4 Mio. Euro Umsatz) und generieren mittlerweile 29,6% der Werbeerlöse des Axel-Springer-Konzerns. «Die Online-Rubrikenmärkte wie Immonet und Idealo sowie Vermarkter wie Zanox steigerten ihren Umsatz besonders stark», heisst es dazu.

Das Segment Zeitschriften national verbuchte einen Umsatzrückgang um 8,2% auf 517,8 Mio. Euro. Die Werbeerlöse fielen um 20,3% auf 140,2 Mio. Euro; die Vertriebserlöse sanken um 4% auf 358,8 Mio. Euro. «Während die Programm-, Computer- und vor allem die Finanzzeitschriften einen deutlichen Rückgang der Werbeerlöse verzeichneten, konnten die Auto- und Sportmedien ihre Werbeerlöse erhöhen», schreibt das Unternehmen zum Zeitschriftenbereich. «Effekte aus der Entkonsolidierung der veräusserten Frauenzeitschrift `Jolie` sowie der Jugendzeitschriften wirkten sich ebenfalls dämpfend auf die Umsatzentwicklung aus.»

In den osteuropäischen Märkten sanken die Erlöse um 8,2% auf 547,6 Mio. Euro. Der Anteil der Auslandserlöse am Konzernumsatz beläuft sich auf 21%, nach 21,9% im 2008.