Mitten in das Fahrwasser nach dem «Financial Times»-Flop und der zerschlagenen Fusionsabsicht mit ProSiebenSat.1 hat Axel Springer am Dienstag seine Halbjahreszahlen publiziert. Besonders vom digitalen Geschäft konnte das deutsche Verlagshaus jetzt profitieren.
Um 9,8 Prozent steigerte Axel Springer seinen Umsatz auf 1577,3 Millionen Euro. Die digitalen Angebote trugen 60 Prozent zum Konzernumsatz bei. Beim Ebitda waren es sogar 75 Prozent.
Zieht man die Konsolidierungs- und Währungseffekte ab, erhöhte sich der Umsatz allerdings nur leicht um 0,7 Prozent. Das Konzern-Ebitda lag mit 266,7 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (266,1 Mio. Euro). Diei Ebitda-Rendite erreichte im Berichtszeitraum 16,9 Prozent, nach 18,5 Prozent im ersten Halbjahr 2014. Der Ebitda-Anstieg bei den digitalen Rubrikangeboten glich schrumpfende Erträge bei den Bezahl- und Vermarktungsangeboten aus.
«Mit deutlich zweistelligen Zuwachsraten bei Umsatz und Ergebnis stärkten die Rubrikenangebote ihre Rolle als wichtigster Wachstumsmotor und grösster Ertragsbringer im Konzern», kommentierte Axel Springer den Stellenwert des Digitalgeschäfts.
Das zeigt sich auch bei den Werbeerlösen. Inzwischen generiert das Medienunternehmen 80,1 Prozent der Werbeeinkünfte im digitalen Geschäft. Axel Springer konnte sie gegenüber dem ersten Halbjahr 2014 um 15,3 Prozent auf 985,9 Millionen Euro steigern.
Die Vertriebserlöse gingen dagegen «aufgrund der strukturellen Rückgänge im Printgeschäft» um -3,7 Prozent auf 351,1 Millionen Euro zurück. Die übrigen Erlöse legten um 10,9 Prozent auf 240,3 Millionen Euro zu. Diese Entwicklung wurde vor allem durch Zuwächse bei den Vermarktungs- und Bezahlangeboten getragen.
Mit der Digitalisierung verknüpft ist eine Internationalisierung. Die Auslanderlöse wuchsen um 23,6 Prozent auf 753,9 Millionen Euro. Axel Springer erwirtschaftet damit inzwischen 47,8 Prozent des Konzernumsatzes in den internationalen Märkten (Vorjahr 42,4 Mio. Euro) und spricht von einer «erfolgreichen internationalen Expansion der digitalen Geschäftsmodelle». Besonders mit dem Ableger Digital Ventures ist Axel Springer seit einiger Zeit in den USA auf Einkaufstour.
Der Ausbau der digitalen Abonnements zählt Axel Springer zu den «strategischen Prioritäten im laufenden Geschäftsjahr». Die zurzeit 282 000 Digitalabos bei «Bild» und 66 000 bei «Die Welt» fand der Verlag schon «erfreulich». Die «Bild»-Auflage schrumpfte allerdings um -6,9 Prozent, jene der «Welt»-Zeitung um -2,7 Prozent.
Man sei auf Kurs, bilanzierte Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, die Halbjahreszahlen: «Wir haben im ersten Halbjahr weiter kräftig in digitale Geschäftsmodelle im In- und Ausland investiert. Das starke organische Wachstum unserer digitalen Aktivitäten bestätigt unseren strategischen Kurs.»
Erst vor zwei Wochen war Axel Springer im Bieterkampf um die britische «Financial Times» der Nikkei-Mediengruppe aus Japan unterlegen. Letzte Woche hatte das Verlagshaus zudem Gerüchte über eine mögliche Fusion mit Deutschlands grösstem TV-Konzern ProSiebenSat.1 dementiert. Nebstdem man zusammen digitale Start-ups fördern wolle, sei keine weitere Kooperation zwischen den beiden Medienhäusern geplant, hiess es damals.