Der begehrteste französische Literaturpreis, der Prix Goncourt, ist dem Schriftsteller Jacques-Pierre Amette für seinen Roman «La Maîtresse de Brecht» («Brechts Geliebte») zuerkannt worden. Die Entscheidung für den im Verlag Albin Michel erschienenen Roman fiel im fünften Durchgang mit sieben gegen drei Stimmen. Amettes Werk setzte sich gegen Frédéric Beigbeders «Windows on the World» und Alice Ferneys «Dans la Guerre» durch. In Amettes Liebes- und Spionageroman geht es um ein Rollenspiel hinter den Kulissen des Berliner Ensembles. Für seinen Roman erfand der Autor zusätzlich zu den zahlreichen bekannten Liebschaften Bertolt Brechts (1898-1956) eine weitere hinzu.
«Die Geliebte von Brecht» spielt in der Zeit des Kalten Krieges. Die erfundene Geliebte Maria Eich, eine österreichische Schauspielerin, soll im Auftrag der Staatssicherheit herausfinden, ob der frühere Kommunist Brecht während seines Exils in den USA nicht seine alten Überzeugungen über Bord geworfen hat. Zur Figur Maria Eich habe ihn ein Bild der Schauspielerin Regine Lütz inspiriert, sagte Amette dem «Nouvel Observateur». Brecht behandle sie, wie andere Frauen in seiner Umgebung, «wie eine Prostituierte, wie Macky Messer aus der Dreigroschenoper», so Amette.
Der Prix Goncourt gilt als der verkaufsfördernste in der französischen Literatur. Er ist mit symbolischen 7 Euro ausgestattet, früher waren es 50 Francs. Amette, Jahrgang 1943, ist Literaturkritiker des Pariser Wochenmagazins «Le Point» und hat in nahezu vier Jahrzehnten etwa 30 Romane, Erzählungen und Theaterstücke geschrieben, darunter «L`homme du silence» («Der Mann der Stille») und «Confessions d`un enfant gâté» («Bekenntnisse eines verwöhnten Kindes»).
Mittwoch
22.10.2003