Wem gehört eigentlich die «Automobil Revue»? Die Wirren um die älteste Autozeitschrift der Schweiz könnten wohl kaum grösser sein: Recherchen des Klein Reports zeigen, dass die herausgebende Firma in grossen Zahlungsschwierigkeiten steckte, als nach einem Käufer gesucht wurde.
Nun treten einmal mehr neue, alte Bekannte auf die Bühne: Zunächst die gutbetuchte Investorin Denise Spörri-Müller, die bereits seit Jahren Geld in das strauchelnde Unternehmen buttert. Sie tritt nun öffentlich als neue Besitzerin des Titels in Erscheinung.
Doch die «Automobil Revue» (AR) ist seit 2011 auch untrennbar mit dem Namen Dominique Hiltbrunner verbunden, und das selten im Guten. Der Basler tauchte immer wieder als Verleger des Titels auf, entgegen vielfacher Beteuerungen, dass er die Autozeitschrift verkauft habe.
«Herr Dominique Hiltbrunner ist weder Teilhaber am Verlag noch operativ für die ´Automobil Revue` tätig und somit nicht involviert», versicherte Verlagsleiter Patrick Knecht zuletzt Ende Januar gegenüber dem Klein Report.
Zu diesem Zeitpunkt wurde einmal mehr notfallmässig nach einem Käufer gesucht, weil sich rund um die AR wieder ein riesiger Schuldenberg angehäuft hatte. Das zeigt ein aktueller Betreibungsregisterauszug der Firma Aboflor AG, über welche die «Automobil Revue» zuletzt geführt wurde. Das Dokument liegt dem Klein Report vor.
Dann hiess es plötzlich, der Verkauf sei unter Dach und Fach: «Die Autofachlektüre wechselt per Anfang April den Besitzer: von Luxemburg nach Bern», stand in einer Mitteilung, die einige Fachmedien unisono übernahmen und einhellig titelten, die «Automobil Revue» sei nun «wieder in Schweizer Händen».
Richtig weg von der Schweiz war die «Automobil Revue» aber gar nie. Deshalb verwundert der Verweis von Denise Spörri-Müller, der neuen Inhaberin der AR, auf eine Firma in Luxemburg. Gemäss Recherchen des Klein Reports handelt es sich hier allem Anschein nach um die Flor International GmbH, die auch namentlich mit der Aboflor AG verbunden ist, der aktuellen Verkäuferin der «Automobil Revue».
Und was für eine Überraschung, hier taucht ein Altbekannter wieder auf: Ein gewisser Dominique Hiltbrunner, der angeblich schon länger «weder als Teilhaber noch operativ» für die AR tätig sein soll. In Registerauszügen aus Luxemburg erscheint «Monsieur Dominique Hiltbrunner» («demeurant professionnellement» in Wädenswil) in den offiziellen Akten der Flor International GmbH.
Über mehrere Ecken ist und war Hiltbrunner also auch mit der Aboflor AG verbunden. Die Aussage, dass die «Automobil Revue» nun «wieder in Schweizer Händen» sein soll, wirkt vor diesem Hintergrund nicht nur intransparent, sondern auch sehr verwirrlich.
Doch damit nicht genug. Dem Klein Report liegen Dokumente vor, wonach die Aboflor AG mit grossen Zahlungsschwierigkeiten kämpft. Mehrere Gläubiger haben seit November 2018 Betreibungen eingeleitet - darunter die Ausgleichskasse des Kantons Freiburg (AHV) und zwei Druckereien, die für Aboflor gearbeitet haben. Auch diverse Ex-Mitarbeiter der AR haben offene Forderungen beim Betreibungsamt angemeldet - es geht insgesamt um einen sechsstelligen Betrag, wobei Aboflor bislang sämtliche Forderungen per Rechtsvorschlag bestritten hat.
Mit dem Handwechsel wurde die «Automobil Revue» demnach aus einem kranken wenn nicht sogar überschuldeten Unternehmen herausoperiert. Abklärungen des Klein Reports zeigen weiter, dass für den Betrieb der AR unterdessen einmal mehr ein neues Unternehmens-Gefäss gegründet wurde - die Automobil Revue AG ist seit 15. März 2019 im Handelsregister eingetragen.
Und hier schliesst sich der Kreis zur neuen Besitzerfamilie um Denise Spörri-Müller. Die vermögende Bernerin, die mit ihrem Ehemann Engelbert Spörri auch im Immobilienhandel tätig ist, ist bei der «Automobil Revue» in Tat und Wahrheit schon länger involviert.
Denn über die 2014 gegründete Automobil Revue Archiv AG - eine weitere Firma der alteingesessenen Berner Familie - hatten die Spörris seit Jahren Geld in die «Automobil Revue» gebuttert und unter anderem das Nachschlagewerk «Katalog der Automobil Revue» mitproduziert.
Bereits vor mehr als fünf Jahren erwähnte Dominique Hiltbrunner gegenüber dem Klein Report eine «Berner Familie», die im Hintergrund die Mehrheit an der Autozeitschrift übernommen habe. Das wirkt einmal mehr nicht nur intransparent, sondern auch sehr verwirrlich.