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Freitag
25.08.2023

Vermarktung

Ein Shitstorm blieb aus – im Gegenteil, die Kampagne erntete viele positive Reaktionen. (Bild zVg)

Ein Shitstorm blieb aus – im Gegenteil, die Kampagne erntete viele positive Reaktionen. (Bild zVg)

Die Aussenwerbe-Profis von der Zuger Agentur Ace2Ace haben den Nerv der Zeit getroffen: Mit einer Eigenwerbe-Kampagne verknüpfen sie das stille Gewerbe des Plakatklebens mit dem empörten Getöse, das die Protestaktionen der «Klimakleber» derzeit auf sich ziehen.

«Andere kleben sich auf den Boden... wir kleben Plakate» lautet einer der ebenso schlichten wie bissigen Slogans, mit dem die auf Aussenwerbung spezialisierte Mediaagentur aus der Zuger Gemeinde Steinhausen derzeit an Tramhaltestellen und Strassenrändern auf sich selber aufmerksam macht.

Doch das Klimathema ist ein heisses Eisen, an den Protestaktionen der Klimakleber spalten sich die Geister.

Darauf angesprochen, ob sie nicht Schiss gehabt hätten, dieses Reizthema für Eigenwerbung zu benutzen, sagte Daniel Huwyler, Gründer, Inhaber und Planning Director von Ace2Ace: «Der Text auf unseren ‚Kleben‘-Plakaten greift niemanden an und soll auch bewusst nicht parteiisch sein; diese Aussage ist vergleichbar mit beispielsweise ‚Andere gehen nach Italien in die Ferien, wir gehen nach Spanien‘.» 

Ein Shitstorm ist jedenfalls ausgeblieben, ganz im Gegenteil. Es gab «mehrere Hundert Reaktionen» auf den digitalen Kanälen oder beim Schwatz zwischen Tür und Angel, und sie seien «ausnahmslos positiv» ausgefallen, so Huwyler weiter zum Klein Report.

Die Kampagne lancierten Daniel Huwyler und sein Team recht spontan. «Von der Idee bis zur Umsetzung sind lediglich 12 Tage vergangen», wie er sagt.  

Dabei haben die Kampagnenmacher nicht nur ihr Zeitgeist-Sensorium eingeschaltet, sondern auch den Selbsthumor-Knopf gedrückt. 

«Plakate gestalten können wir nicht, aber wir kennen jede Plakatstelle», lautet ein anderer Slogan der aktuellen Kampagne – wobei das souverän dilettantisch gestaltete Sujet an gewissen Orten sogar kopfüber in der Landschaft hängt. Hartgesotten, wer da nicht schmunzeln muss, findet der Klein Report.

In der Schweiz sind über 50 Aussenwerbeanbieter auf dem Markt aktiv. Viele kennen nur die Grossen, allen voran die APG sowie Neo Advertising und Clear Channel – die beiden letzteren sind ja nun zu Goldbach Neo verschmolzen.

Auch die Werbetreibenden, die Huwylers Mediaagentur berät, sind oft überrascht über diese Angebotsvielfalt. «Eine OOH- oder DOOH-Planung basiert im Allgemeinen auf der Kundenabsicht, das heisst, der Kunde teilt mit, was er machen möchte – das sogenannte Briefing. Das erhaltene Briefing ‚challengen‘ wir, da wir dieses detailliert kennen möchten. Nur so können wir unsere Kunden optimal beraten», beschreibt Daniel Huwyler das Vorgehen seines Teams.

Zentrales Werkzeug von Ace2Ace ist eine selber aufgebaute Datenbank mit mehr als 96’000 Fotos von Plakatflächen. «Da wir unsere Datenbank selber aufgebaut haben und somit die ganze Schweiz, jede Strasse, jede Gemeinde abgefahren sind, kennen wir die Schweiz wie unsere eigene Westentasche.»

Geografische Kenntnisse seien bei einem «Zielgebietsmedium» wie dem Plakat ein «absolutes Muss», so Huwyler weiter, «gepaart mit dem Kennen des Gesamtangebotes, dem Pricing».

Dass die Digitalisierung der Aussenwerbung das Plakatkleben irgenwann überflüssig machen wird, glaubt Daniel Huwyler nicht. «Ein flächendeckendes Angebot wird noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, da hohe Investitionskosten dahinterstecken, und vieles politisch sowie gesetzlich noch neu definiert werden muss.»

Kommerziell sei Digital Signage natürlich interessant, da auf dem bestehenden Inventar mehrere Botschaften gezeigt werden können. «Wenn man sich jedoch die Werbezeit mit fünf anderen Kunden teilt, erreicht man auch weniger Zielpublikum.» 

Und überhaupt sei von Fall zu Fall zu entscheiden. «Generell schätzen wir aber sowieso jede Kampagne unserer Kunden aufs Neue und ganz individuell ein: Werbeträger, Zielgebiet, Budget, Botschaft, Werbeziel, Zielpublikum sind wichtige Faktoren und nur so sind wir in der Lage, den perfekten Mix für unsere Kunden sicherzustellen. Die Zukunft gehört also sicherlich dem gesunden Mix zwischen OOH und DOOH!»