Von so viel Treue kann jeder Arbeitgeber nur träumen, erst recht in der schnelllebigen Medienwelt: Mit der Dezember-Ausgabe 2024 verabschiedet sich Zeitungsmacher Beat Straubhaar nach sage und schreibe 50 Jahren von der Leserschaft des «Heimberger Dorfboten».
1974 hatte Straubhaar erstmals für die Dorfzeitung geschrieben, die einmal monatlich allen Haushalten der Gemeinde Heimberg, einem Nachbarort der der Stadt Thun, zugestellt wird.
Dabei sollte es einst «ein Gastspiel der kurzen Dauer» werden, wie er in seiner Abschiedsausgabe erzählt: «Fünf Jahre, nachdem der ‚Heimberger Dorfboten‘ im Jahre 1969 gegründet worden war, wechselte ich vom Gwatt in den Heimberg, der Liebe wegen.»
Die Begeisterung des Wohnortwechsels hielt sich in Grenzen und gipfelte in der Meinung «nicht für lange», so der Zeitungsmacher. Doch es sollte anders kommen: «Nach der Heirat mit der Kindergärtnerin der Unteren Au im Jahre 1974 begann ich auch Artikel für den ‚Dorfboten‘ zu verfassen – er und das Dorf liessen mich und uns nicht mehr los», erfährt die Leserschaft.
Während er in den ersten Jahren einzelne Beiträge unter dem Sammelbegriff «Aktualitäten» beisteuerte plus in die Zeitungsproduktion involviert war, wuchs sein Aufgabenbereich im Laufe der Jahrzehnte ständig. «1990, nachdem Werner Blaser, einer der Gründer des ‚Dorfboten‘, als Redaktor zurücktrat, rutschte ich trotz immer grösserem Engagement im Tages- und Wochen-Journalismus als Redaktor nach. Zu dieser Zeit waren wir ein gut harmonierendes Quartett mit Ernst Hostettler (Sekretariat und Inkasso), Hans Urfer (Inserateakquisition) und Hedi Bühlmann (Versand und Abonnentenbetreuung)», erinnert er sich. Nur eines verpasste der «Heimberger Dorfbote» – die Einbindung von Mediennachwuchs.
Das hatte drastische Folgen: «Nach dem Ausscheiden durch Krankheit und Tod von Ernst Hostettler und Hedi Bühlmann teilten wir uns, Hans Urfer und ich, die Arbeit … Bis ich nach dem viel zu frühen und überraschenden Tod von Hans im Jahre 2010 alleine da stand», so Straubhaar.
Statt sich ebenfalls aus der Zeitungsproduktion zurückzuziehen und den «Dorfboten» aufzugeben, ging er mit Segen der Gemeinde Heimberg das Wagnis ein, das Dorfblatt in ein Familienprojekt umzuwandeln. «Meine Frau Linda und unsere älteste Tochter Tina griffen mir unter die Arme und übernahmen Teile der Arbeit. Ihnen bin ich zu grossem Dank verpflichtet», bedankt er sich.
Als inzwischen 73-Jähriger hat Beat Straubhaar nun aber doch eine Nachfolgelösung ausserhalb der Familie gesucht und gefunden. Neue Herausgeberin des «Heimberger Dorfboten» wird per Anfang 2025 die Gerber Druck AG, die ihren Sitz in einem weiteren Nachbarort, in der Gemeinde Steffisburg, hat. Sie verspricht der Leserschaft des «Heimberger Dorfboten»: «Als Druckpartner der Gemeinde sowie Satz- und Druckpartner des ‚Dorfboten‘ kennen wir die Nachbargemeinde und die Komplexität dieser Aufgabe gut. Mit unseren zwanzig top motivierten Mitarbeitenden und modernster Infrastruktur setzen wir alles daran, das Mitteilungsblatt in eine neue Zeit zu führen.»
Für die Gemeinde-, Kirchgemeinde- und Vereinsnachrichten wird neu Stefan Kammermann zuständig sein, der in der Region vor allem als freier Journalist der Tamedia-Zeitungstitel «Thuner Tagblatt» und «Berner Oberländer» bekannt ist.
Beat Straubhaar zeigt sich mit der gefunden Lösung zufrieden und schliesst seinen Abschiedstext mit den Worten: «Mit der Zusage der Gemeinde, den ‚Dorfboten‘ am Leben zu erhalten und der Übernahme durch die Gerber Druck AG trete ich getrost zurück. Den neuen Blattmachern wünsche ich viel Spass bei der Herausgabe und sage ‚tschüss‘!»