Nach 21 Ausgaben hat das Bündner Online-Magazin Raetia Publica den Stecker gezogen.
Mit den Machern hat sich der Klein Report über Sponsorengelder und das publizistische Konzept unterhalten. Und über das Gelingen und Scheitern dieses kleinen, eigenwilligen Projekts.
Hinter Raetia Publica stand eine vierköpfige Redaktion. Diese habe die Themen gesetzt und hie und da auch selbst geschrieben, sagte Johannes Flury, der zur Redaktion gehörte, gegenüber dem Klein Report.
«In der Regel haben wir für den Hauptartikel einen Verfasser gesucht, eine Journalistin, aber auch Wissenschafter, Politikerinnen und so weiter. Diesen Hauptartikel haben wir dann von zwei Kommentatoren begleiten lassen.»
In einer der Titelstorys machte sich zum Beispiel der RTR-Radioredaktor Donat Caduff Gedanken zur politischen Partizipation in den Gemeinden. Ein anderes Mal porträtierte Sabrina Bundi, die ebenfalls zur Pro Raetia-Redaktion gehörte, den jenischen Alltag im Bündnerland. Ein weiteres Mal schrieb der freie Journalist Franco Brunner über die Kulturfestivals im Kanton.
«Wir wollten bewusst nicht die Tagesaktualität, sondern Themen, die sonst nur wenig auftauchten», so Johannes Flury weiter. Ziel sei es gewesen, Debatten zu lancieren, was aber «nur sehr selten» gelungen sei.
Dies, obwohl das mündliche Echo der Leser sehr positiv gewesen sei und es sogar parlamentarische Interventionen auf Artikel gegeben habe.
Bezahlt wurden die Journalistinnen in der Regel mit 800 Franken, die Kommentatoren mit 200 Franken oder gar nicht, sagt Flury. «Die Arbeit der Redaktion inklusive Gestaltung et cetrera kostete weitere circa 1‘500 pro Ausgabe.»
Ja, richtig gelesen: «Ausgabe». Von der Erscheinungsweise her war Raetia Publica ein Zwitter. Obwohl digital, erschien es wie ein gedrucktes Heft in «Ausgaben», nämlich sechs pro Jahr.
Trägerin der Redaktion von Raetia Publica war laut Website Pro Raetia. Darauf angesprochen, ob Raetia Publica eine digitale Vereinszeitschrift oder ein Magazin mit journalistischem Anspruch gewesen sei, sagte Flury: «Pro raetia, deren Präsident ich bin, war bereit, uns Obdach zu geben, die Rechnung zu führen und ihre Mitglieder regelmässig auf Raetia Publica hinzuweisen.»
Hat der Verein das Online-Projekt demnach nicht durchfinanziert? «Nein, die Pro Raetia war dazu nicht imstande, sie konnte einzig mit Sachleistungen behilflich sein. Die Sponsoren sind zwei Privatpersonen, von denen einer die Hauptlast trug, gesamthaft circa 30'000 Franken, der andere circa 10'000 Franken.»
Und nun verschwindet das kleine publizistische Online-Projekt also wieder von der Bildfläche des Bergkantons. Genauso still und bescheiden, wie es vor etwas mehr als vier Jahren aufgetaucht war.
«Zwei der vier Redaktionsmitglieder haben ihren Rücktritt erklärt. Da das Projekt auf diese personelle Konstellation aufgebaut war, fanden wir es ehrlicher damit aufzuhören – eine schöne Erfahrung!», sagte Johannes Flury zum Schluss gegenüber dem Klein Report.
Ideen für ein Nachfolgeprojekt gebe es keine.