Immer mehr Zeitungen geben zu, dass sie von Claas Relotius getäuscht wurden. Auch das «Magazin» der «Süddeutschen Zeitung» hatte vom gefallenen «Spiegel»-Starreporter gesponnene Geschichten veröffentlicht.
«In eigener Sache» sprach die Chefredaktion des «SZ-Magazins» am Freitag von «zwei manipulierten Interviews», die man Claas Relotius für die Wochenendbeilage abgekauft hatte. «Beide Interviews weisen Fehler auf und verstossen gegen journalistische Standards.»
Interessant sind die beiden Fälle, weil sie Einblick geben in Relotius´ Methode: So ist es in einem Interview mit dem New Yorker Modedesigner Martin Greenfield zu «zahlreichen Beschönigungen und Fehlern» gekommen. Relotius gab zu, Abschnitte des Gesprächs «manipuliert» und sogar mit Quotes aus Greenfields Autobiografie «verdichtet» zu haben.
Das zweite frisierte Interview «führte» Claas Relotius mit den Woodstock-Veteranen Barbara und Nicholas Ercoline. Hier hätten die beiden Interviewten erklärt, dass sie sich in dem veröffentlichten Text «massiv missverstanden fühlen», schreibt die Chefredaktion. Auch war Relotius geständig, er sprach von «Unsauberkeiten».
«Obgleich jeder Beitrag im ´SZ-Magazin` durch zahlreiche Hände geht und vielfach geprüft wird, haben wir uns von Claas Relotius gleich zweimal täuschen lassen.» Beide Interviews waren 2015 erschienen. Am Freitag waren sie auf der Website des «SZ Magazins» nicht mehr zu finden.
Viele sind auf Claas Relotius reingefallen. Die Namenliste hört sich an wie das Who is who der deutschen Presse: So weit bis am Freitag bekannt, täuschte Relotius neben dem «Spiegel», wo er zuletzt als Redaktor angestellt war, auch die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung», die «Welt», taz, Zeit Online, «Cicero» und den «Tagesspiegel».
In der Schweiz meldeten sich bisher die «NZZ am Sonntag» und das Magazin «Reportagen». Die «Weltwoche» und Watson stehen auch im Visier, wie der Klein Report berichtete.