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Sonntag
08.08.2010

Dank dem iPad glauben die Verlagshäuser von Zeitungen wieder daran, im Internet Geld für ihre Inhalte verlangen zu können. Dabei herrschte gut zehn Jahre die Meinung vor, Informationen seien im Netz wertlos, wird in einem Beitrag der «NZZ am Sonntag» (NZZaS) festgehalten. «Alle Verleger der Welt sollten sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Apple-Chef Steve Jobs danken. Er rettet mit dem iPad die Verlagsindustrie», wird die Aussage des Axel-Springer-Chefs, Matthias Döpfner, zitiert.

Bis zu diesem Zeitpunkt steckte die Zeitungsindustrie in Schwierigkeiten, und zwar nicht erst seit Ausbruch der Finanzkrise. Die Branche kämpft seit Längerem mit sinkenden Auflagen, sinkenden Werbeeinnahmen und sinkenden Erlösen; das ist nichts Neues, was die NZZaS hier festhält. «Man muss sich von der Idee verabschieden, dass werthaltige Informationen gratis zu haben sind», sagte unlängst Christian Unger, CEO des Schweizer Verlagshauses Ringier. Er sieht die Zukunft in mobilen Geräten wie multifunktionalen Telefonen und Tablet-Computern. Bereits hat eine seiner Publikationen, das Boulevardblatt «Blick», auch Ernst gemacht.

In der Schweiz plant auch die NZZ-Gruppe, nächstes Jahr ein Gebührenmodell einzuführen. «Wir müssen für hochwertige Inhalte Geld verlangen», erklärte Peter Hogenkamp; er ist neuer Leiter Digitale Medien beim Verlagshaus. «Sonst können wir künftig die Redaktionen nicht finanzieren.» Hogenkamp ist überzeugt, dass Tageszeitungen in einigen Jahren nicht mehr gedruckt werden und deshalb ein funktionierendes Business-Modell im Netz Not tut. Heute sei der Leser gewohnt, für die physische Zustellung zu zahlen, nicht jedoch für Qualität und Verlässlichkeit der Informationen. Nun müsse man den Leser umgewöhnen. Wie das Bezahlmodell aussieht, ist noch offen. Wichtig sei aber die Benutzerfreundlichkeit: «Es muss einfach sein.» So einfach wie der Einkauf eines Musikstückes im Apple-Shop.

In der Schweiz gehörte Hanspeter Lebrument, Präsident der Südostschweizer Mediengruppe und der Schweizer Verleger, von Anfang an zu den Gegnern der Gratiskultur. «Bei uns galt: Wofür der Leser auf dem Papier zahlt, muss er auch im Netz zahlen», erzählte Lebrument der «NZZ am Sonntag». Dafür wurde er belächelt. «Die anderen Verleger meinten, weil ich vom Land komme, verstehe ich die neuen Medien nicht.» Als früherer Journalist wisse er, wie viel Arbeit in der Zeitung stecke. Das müsse sich im Preis widerspiegeln.

Die Verlage, die an Bezahlinhalte glauben, schätzen gleichzeitig deren Erfolgsaussichten als gering ein und setzen nach wie vor auf Reichweite. In der Schweiz ist dies etwa Tamedia mit ihren Onlineplattformen 20min.ch und Newsnetz. Laut einem Tamedia-Sprecher ist man bei 20min.ch in den schwarzen Zahlen. Beim Newsnetz, einem Verbund aus dem «Tages-Anzeiger» und mehreren regionalen Zeitungen, sieht es weniger gut aus, heisst es in der NZZaS abschliessend.