Nach dem Deutschen Buchpreis wurde Kim de l’Horizon für den Roman «Blutbuch» nun auch noch mit dem Schweizer Buchpreis 2022 ausgezeichnet, wie die Trägerschaft des Preises am Sonntag mitteilte.
Der Preis wurde im Rahmen des Literaturfestivals Buch Basel im Theater Basel verliehen. «Blutbuch» wurde auch schon mit dem Literaturpreis der «Jürgen Ponto Stiftung» ausgezeichnet.
Die Erzählfigur in «Blutbuch» identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem schäbigen Schweizer Vorort, lebt sie mittlerweile in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Grossmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dabei beginnt die Erzählfigur sich immer mehr gegen die Schweigekultur der Mütter zu stemmen und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.
Ein Roman, der stilistisch als ein «formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen», interpretiert werden kann: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten.
Kim de l’Horizon, der sich selbst als non-binär definiert, «verwandle Erfahrung in Literatur», schrieb die Jury in ihrer Begründung. Er probiere dafür verschiedene Sprachen, Stimmen und Register aus – ohne eine Antwort zu geben. An seinem Debüt-Roman habe er elf Jahre gearbeitet.
«Blutbuch» ist aktuell auch die Nummer Eins auf der Schweizer Bestsellerliste.
Dotiert ist der Schweizer Buchpreis mit 30’000 Franken. Die vier weiteren Nominierten Simon Fröhling («Dürrst»), Lioba Happel («Pommfritz aus der Hölle»), Thomas Hürlimann («Der Rote Diamant») und Thomas Röthlisberger («Steine zählen») erhalten jeweils 3000 Franken.
In einem Publikumsvoting von SRF Kultur hätte Thomas Hürlimann knapp vor Kim de l’Horizon gewonnen.
Träger des Schweizer Buchpreises sind der Verein Literatur Basel und der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband. Eva Herzog, Präsidentin von Literatur Basel, SP-Ständerätin und aktuell Bundesratskandidatin, beklagte, dass die Kulturberichterstattung in den Medien immer mehr geschrumpft sei. Der Buchpreis könne hier für die Bücher die nötige Öffentlichkeit schaffen.
Tatsächlich wurde er 2008 auch als Marketinginstrument ins Leben gerufen. Alle Nominierten erleben in der Regel Verkaufsschübe. Da der Schweizer Buchpreis nur deutschsprachige Schweizer Literatur berücksichtigt, unterstützt der Bund die Auszeichnung nicht.
Für den 15. Schweizer Buchpreis wurden insgesamt 88 Titel von 58 Verlagen eingereicht.