Der Betrieb wurde vorsichtig hochgefahren mit Konzerten und Opern in Konzert-Form. Doch seit zwei Wochen ist die Scala in Mailand wieder geschlossen.
Jetzt wird bekannt, dass die weltberühmte Oper auch auf ihre traditionsreiche Eröffnungspremiere am 7. Dezember verzichten muss. Der Beschluss wurde gefasst, nachdem die Lombardei, Europas erste von der Epidemie getroffene Region, zur «roten Zone» mit hoher Ansteckungsgefahr erklärt wurde.
Seit dem 6. November gilt für die Region mit zehn Millionen Einwohnern ein Lockdown mit kompletter Ausgangssperre. Davon sind auch alle kulturellen Veranstaltungen betroffen.
Intendant Dominique Meyer muss nun auf seine erste Premiere seit seinem Wechsel von der Wiener Staatsoper nach Mailand verzichten. Geplant war der Saisonstart mit der Aufführung von Gaetano Donizettis Oper «Lucia di Lammermoor» unter dem Dirigat von Musikdirektor Riccardo Chailly mit den Starsängern Juan Diego Florez und Lisette Oropesa in den Hauptrollen.
Dominique Meyer ist in Mailand der Nachfolger von Alexander Pereira. Der ehemalige Direktor der Zürcher Oper musste die Scala mutmasslich verlassen, weil er zu stark mit saudi-arabischen Scheichs um Sponsoring-Gelder geflirtet hatte. Das passte nicht zum katholischen Milano. Pereira wirkt jetzt an der Oper in Florenz.
Die Scala-Saisoneröffnung am 7. Dezember gilt als ein Highlight der Mailänder Kulturszene. Es ist der Tag des Heiligen Ambrosius, dem Schutzpatron Mailands.
Intendant Meyer äussert sich im «Corriere della Sera» enttäuscht. «In eineinhalb Monaten haben wir mehrere Opern und Konzerte inszeniert. Ich vertraute dem Neustart der Scala. Es war eine intensive, schwierige und umständliche Arbeit, aber auch ein grosses Beispiel kollektiver Zusammenarbeit. Wir hoffen, dass wir auf dieser Basis einen Galaabend am 7. Dezember inszenieren können.»
Trotz den Sicherheitsmassnahmen wurden bereits 27 Chorsängerinnen und Musiker im Orchester vom Virus getroffen. Das bedeutet vorerst mal Quarantäne.
Nun wird nach einer alternativen Form gesucht, wie der Abend in einer neuen Form ohne Zuschauer auf den TV-Sendern Rai und Arte doch noch halbwegs stattfinden könnte.
Seit den Bombenangriffen im Jahr 1943, wegen denen die Scala zwei Jahre lang geschlossen blieb, musste noch keine Premiere abgesagt werden.