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Donnerstag
01.06.2017

Medien / Publizistik

Wer aus dem Nachbarstaat Georgien gegen den aserbaidschanischen Präsidenten Alijew anschreibt, muss sich in Acht nehmen: Seit Montagabend wird der Exil-Journalist und Alijew-Kritiker Afgan Muchtarli von der Polizei festgehalten.

Laut seinem Anwalt Elchin Sadigov wurde Muchtarli am Montagabend in der Nähe seines Wohnhauses in ein Auto gezwungen, wo ihn Unbekannte fesselten und schlugen. Sie platzierten mehrere tausend Euro in seiner Tasche, bevor er sich in den Händen des aserbaidschanischen Grenzschutzes wiederfand, der ihm jetzt Schmuggel vorwirft.

Erst vor Kurzem war auf der regierungsfreundlichen Webseite haqqin.az ein Artikel über eine angebliche anti-aserbaidschanische Untergrundbewegung in Georgien erschienen, die versuche, die Regierung in Baku zu stürzen.

Das Online-Magazin wird laut Reporter ohne Grenzen (ROG) in den aserbaidschanischen Regierungskreisen gelesen, um zu erkennen, «wer der nächste ist», sprich welche Beamten oder Journalisten in Ungnade gefallen sind.

In dem Artikel wurden neben dem jetzt entführten Journalisten Muchtarli unter anderem der Arzt Farman Dschejranow und die stellvertretende Vorsitzende einer Oppositionspartei Gosel Bajramli erwähnt: Beide wurden kurze Zeit später festgenommen.

Georgien war in den vergangenen Jahren zum Zufluchtsort aserbaidschanischer Oppositioneller geworden, als das Regime in Baku immer härter gegen Kritiker vorging. 

Doch seit die beiden südkaukasischen Länder in den letzten Jahren wirtschaftlich und politisch enger zusammengerückt sind, wächst der Druck auf Exil-Aserbaidschaner.

Georgien importiert fast 90 Prozent seines Erdgases aus dem Nachbarland, während Aserbaidschan seinen Nachbarn wiederum als Transitland für Öl und Gas auf europäische Märkte braucht.