Trotz aller Unkenrufe: Auf der Weltrangliste der Informationsfreiheit von Reporter ohne Grenzen (ROG) rangiert die Schweiz nach wie vor in den Top Ten. Nur ein paar nordische Länder schneiden besser ab.
Der «Schatten» der komfortablen Platzierung auf Rang 6 liegt für den Schweizer ROG-Zweig in der wirtschaftlichen Misere der Medienbranche mit Stellenabbau, geringerer Meinungsvielfalt und Ausdünnung im Lokal-Teil.
«ROG Schweiz ist beunruhigt über diese Entwicklung und fordert insbesondere, dass die politische Debatte über Medienförderung endlich konkreter wird», schreibt die Organisation. Der Entwurf des Bundesrates zu einem Gesetz über elektronische Medien müsse «vollständig überdacht» werden.
Besorgniserregend seien auch die Justizverfahren gegen Medien, die in den letzten Monaten durch Exekutivpolitiker eingeleitet worden sind, vor allem in der Waadt und in Genf durch die Staatsräte Pascal Broulis und Pierre Maudet. Die Organisation erwartet, «dass sich die Justiz kompromisslos auf die Seite der Informationsfreiheit stellt». Ins Ergebnis der aktuellen Rangliste sind diese Verfahren noch nicht eingeflossen.
Mit Blick auf den Globus spricht ROG International von einem «Kreislauf der Angst und Einschüchterung», der nicht nur in undemokratischen Regimes und Kriegs- und Krisengebieten stattfände, sondern auch in Europa, wie die Journalistenmorde in Malta, der Slowakei und in Bulgarien zeigten.
«Wenn die politische Debatte heimlich oder ganz offen zu einer Atmosphäre im Bürgerkriegsstil führt, in der die Journalisten als Sündenböcke betrachtet werden, dann ist die Demokratie in grosser Gefahr», kommentierte Christophe Deloire, Generalsekretär von ROG International, die aktuelle Ausgabe der Rangliste, die seit 2002 publiziert wird.
Den ersten Platz belegt, wie schon 2017 und 2018, wiederum Norwegen. Finnland (Rang 2/+2 Plätze) kehrt auf den zweiten Platz zurück, dies auf Kosten der Niederlanden (Rang 4/-1), wo zwei auf organisierte Kriminalität spezialisierte Reporter unter ständigem Polizeischutz leben müssen.
Schweden (Rang 3/-1) hat aufgrund der Zunahme von Cybermobbing einen Platz verloren. Direkt vor der Schweiz rangiert auf Platz 5 Dänemark, das sich um 4 Ränge verbessert hat.