Die aserbaidschanische Investigativreporterin Khadija Ismajilowa hat über illegale Geschäfte der Präsidentenfamilie und die Korruption in höchsten Regierungskreisen Afghanistans berichtet. Dafür erhielt die Journalistin international zahlreiche Preise - und wurde am 5. Dezember 2014 in Baku verhaftet.
Reporter ohne Grenzen (ROG) ruft das aserbaidschanische Regime auf, «Ismajilowa und alle anderen inhaftierten Blogger und Bürgerjournalisten freizulassen», wie die Nichtregierungsorganisation am Donnerstag schreibt.
Zunächst wurde Ismajilowa beschuldigt, einen früheren Kollegen in einen Selbstmordversuch getrieben zu haben. Es folgten Anklagen wegen Veruntreuung, illegalen Unternehmertums und Steuerhinterziehung.
Erst nach achtmonatiger Untersuchungshaft begann der Prozess am 7. August 2015 und endete mit einer Verurteilung zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis. Am 8. Juni reichte Ismajilowa Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein, der Prozess in Strassburg beginnt aber voraussichtlich erst Anfang 2016.
Im Verlaufe des Verfahrens gegen Ismajilowa tauchten nach ROG zahlreiche Unregelmässigkeiten auf: Ihr wurde die Akteneinsicht verwehrt, Zeugen wurden von der Staatsanwaltschaft unter Druck gesetzt oder wichtige Zeugen gar nicht erst befragt. Während dem Schlussplädoyer der Reporterin verliessen die zuständigen Richter den Raum bereits.
In ihrem Plädoyer wies Ismajilowa auf die Absurdität hin, genau für die Tatbestände verurteilt worden zu sein, die sie dem aserbaidschanischen Regime in ihren Recherchen seit Jahren vorwirft. Die Gefängnisstrafe gebe ihr aber die Möglichkeit, aus erster Hand über Missstände des aserbaidschanischen Strafvollzuges zu berichten.
«Acht Journalisten und vier Blogger und Bürgerjournalisten sitzen momentan wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Reporter ohne Grenzen zählt Präsident Ilcham Alijew zu den grössten Feinden der Pressefreiheit weltweit», schreibt ROG weiter.
Über eine Protestmail-Aktion wird zudem direkt vom Staatspräsidenten die Freilassung Ismajilowas gefordert - bislang wurden 971 E-Mails verschickt.