Weitere Rosskur beim Berner High-Tech-Konzern Ascom: Rund die Hälfte der Geschäftsfelder sollen verkauft oder dafür neue Partner gefunden werden. Damit wird Ascom vom Technologiekonzern zum internationalen Nischenanbieter. Betroffen sind 2200 Angestellte. Ascom habe nicht das Geld und die technologischen Mittel, um in Massenmärkten Grosskonzernen Paroli zu bieten, die um ein Mehrfaches grösser seien, begründete Verwaltungsratspräsident Juhani Anttila am Freitag vor den Medien in Zürich den Entscheid. Der Bereich Energy System soll in eine grössere Unternehmensgruppe eingebunden werden, für die Telefonvermittlungsanlagen sucht Ascom einen strategischen Partner und die Geschäftschancen von Powerline Communications würden weiterhin abgeklärt, teilte Ascom am Freitag mit. Die Technologie, die Internet aus der Stromleitung erlaubt, soll mit Partnern kommerzialisiert werden. Für den Bereich IT-Securities will Ascom im Herbst eine Lösung präsentieren.
Bis Ende 2003 dürfte der Konzern noch etwas unter 6000 Personen beschäftigen, sagte Fischer. Ende des letzten Jahres waren es noch über 10 000 gewesen. Harte Kritik zum Umbau ertönt von den Gewerkschaften, die vor einer Verunsicherung des Personals warnten. Die vor Jahresfrist von Ascom verkündete 4+1-Strategie sei bereits wieder Makulatur, liess der der Angestelltenverband VSAM verlauten. Dies sei nun innert kurzer Zeit der vierte Um- und Abbau bei der Ascom, erklärte VSAM-Geschäftsführer, Vital Stutz.
Nach der Rosskur bleiben Ascom schliesslich nur noch die vier Kernbereiche Network Integration, Security Solutions, Wireless Solutions und Transport Revenue. Mittelfristig will das Unternehmen seinen Umsatz von derzeit zwischen 1,1 Mrd. und 1,3 Mrd. Franken auf rund 1,5 Mrd. Franken steigern. Im letzten Jahr hatte der Konzern noch 3,14 Mrd. Fr. umgesetzt. Die Börse reagierte anfänglich mit einem Kurssprung von fast 10%, bevor der Kurs drehte: Geschlossen hat die Aktie schliesslich 1,5% tiefer auf 13,20 Franken. Damit hat Ascom seit Jahresanfang über die Hälfte seiner Börsenkapitalisierung verloren.
Freitag
14.06.2002