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Dienstag
14.01.2014

Vermarktung

Arndt C. Groth

Arndt C. Groth

Die neuen Technologien sind ein Hoffnungsschimmer für die Verleger, die damit eines Tages vielleicht doch noch Geld im Internet verdienen könnten. Rentabel ist Journalismus im Internet erst für wenige, das digitale Marketing hat sich in den letzten Jahrzehnten aber deutlich weiterentwickelt. Für Arndt C. Groth, CEO Publigroupe, ist das Anlass genug, die Werbetrommel für automatisierte Werbung zu rühren.

Groth spricht vom «dritten Jahrzehnt» des digitalen Marketings, mit der die Art und Weise verändert werde, mit welcher Marketingexperten ihre Produkte bewerben. «Nur die fittesten, Technologie-affinen Marketingprofis» könnten mit diesen «extrem komplexen, sich ständig verändernden Herausforderungen» umgehen, schreibt Groth im Blog von persönlich.com, welcher der Publigroupe gehört.

Mit den Marketingprofis meint Groth wohl sich selbst und die eigenen Mitarbeiter der Publigroupe, deren Tochtergesellschaft Publicitas gerade eine automatisierte Buchungsplattform entwickelt, die der Publicitas-CEO Alain D. Bandle an der Dreikönigstagung (übrigens auch von der Publigroupe-Tochter Publicitas gesponsert) vorstellte.

Im Bereich Display würden neue Technologien wie Realtime-Advertising – mit neuen Targeting- und Optimierungsmöglichkeiten – und die Weiterentwicklung von Kreationsoptimierung neue Optionen in der Effizienzsteigerung schaffen, schwärmt Groth als Besitzer im eigenen Blog-Medium. Das Interesse an programmatischen Marketinglösungen, die über Standardanzeigen auf der Basis traditioneller Datenbestände hinausgehen, wachse «exponentiell».

Der Publigroupe-CEO lobt unter anderem Google für seine Produkte, die die Cross-Channel Aussteuerung erleichtern, die sozialen Netzwerke, die ihre Nutzerdaten für Marketingzwecke verkaufen, und natürlich die mobilen Endgeräte, die die Weiterentwicklung von Videoinhalten stützen würden.

Was er hingegen mit keinem Wort anspricht, ist der Nutzen für die Verleger und die Webseitenbetreiber in der Schweiz. Die Verleger befürchten aufgrund erster Erfahrungen tiefere Werbeeinnahmen durch Real Time Advertising (RTA) und sehen einen Widerspruch in Premium-Platzierung in Verbindung mit Automatisierung.

Sie halten automatisierte Buchungen zwar auch für sinnvoll, allerdings nur in engem Rahmen. Als Ergänzung? Ja. Aber voll auf automatisierte Buchungen setzen? Nein. So lautet unisono die Devise.

Auch die Kunden sollten trotz des Lobliedes noch lange nicht in Freude ausbrechen, weil sie nun durch die Werbung gezielter angesprochen werden. Denn «der zunehmende Verkauf der Daten von sozialen Netzwerken für Werbeaktivitäten ausserhalb der eigenen Plattform wird weitergehen», so Groth.

Dass sich Kunden oder die Medien plötzlich über die Weitergabe von persönlichen Daten durch soziale Netzwerke freuen sollten, nachdem sie wochenlang die NSA und die Mailanbieter, die dem Geheimdienst Zugriff auf die persönlichen Daten gewährt hatten, kritisiert haben, ist wenig einleuchtend.

Warum der Publigroupe-CEO eine solche Werbebotschaft auf persönlich.com publiziert, ist für die Verleger wohl auch nicht ganz einleuchtend. Ein Grund mag schlicht sein, dass die Nachrichten-Plattform wie erwähnt ebenfalls der Publigroupe gehört und Groth dort ungestört Loblieder singen darf. Eine Entehrung des Journalismus sondergleichen. Ein anderer Grund ist, dass neben den Werbeauftraggebern auch sein Vermarktungsunternehmen davon profitiert oder profitieren will und er als CEO natürlich auch.

Deshalb freuen Sie sich, wenn Ihnen als Vegetarier auch künftig im Internet noch Fleischwerbung angezeigt wird. Dann haben Sie zumindest beim Umgang mit den eigenen persönlichen Daten nicht alles falsch gemacht.