Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust wendet sich gegen eine Diskussion um das Rundfunksystem in Deutschland. «Man könnte den Eindruck gewinnen, das duale System solle aufgebrochen werden», sagte Boudgoust am Mittwoch in Leipzig im Anschluss an die Hauptversammlung der Intendanten der ARD-Anstalten.
Es dürfe nicht so weit kommen, dass die Interessen der Allgemeinheit hinter denen von Investoren zurückzustehen hätten. Die Medienordnung in Deutschland, die zu den besten und vielfältigsten nicht nur in Europa, sondern der ganzen Welt gehöre, müsse erhalten bleiben, so Boudgoust.
Der ARD-Vorsitzende erklärte, die Pressefreiheit sei mehr als reine Gewerbefreiheit. Schon heute zeige sich, mit welchen Einschränkungen die öffentlich-rechtlichen Sender leben müssten. Aufgrund der Verbotsliste des Rundfunkstaatsvertrages seien sie gezwungen, umfangreiche Inhalte aus ihren Online-Angeboten zu löschen. Seit einem Jahr seien mehr als 100 000 Dokumente aus den Internetangeboten herausgenommen worden.
Ab Juni 2010 würden zum Beispiel bei Sportschau.de nur noch 50 bis 60 Prozent der Inhalte verfügbar sein. 79 Prozent betrage der Verlust journalistisch anspruchsvoller und von den Nutzern stark nachgefragter Angebote auf den Nachrichten- und Wirtschaftsseiten des Norddeutschen Rundfunks. Boudgoust bedauerte, dass Sendungen über sportliche Grossereignisse wie die Fussballbundesliga bereits nach 24 Stunden aus dem Netz genommen werden müssten. All dies zeige, dass die ARD nicht wie behauptet auf Expansionskurs sei.
An ihrer Sitzung in Leipzig stimmten die Intendanten einstimmig dem Vorschlag zu, dem Westdeutschen Rundfunk im kommenden Jahr den ARD-Vorsitz zu übergeben. Damit werde WDR-Intendantin Monika Piel die nächste ARD-Vorsitzende und erste Frau in dieser Position.
Mittwoch
21.04.2010



