Günther Jauch hat am Sonntagabend zum letzten Mal zum ARD-Polittalk ins Gasometer nach Berlin geladen. Die von Kritikern geäusserte Bilanz fällt sehr durchwachsen aus, wie in den deutschen und den schweizerischen Medien mehrmals formuliert wurde. Nun kommt die einst brüsk abgesetzte Talkerin Anne Will wieder zum Zug.
Moderator Jauch verbindet mit der ARD keineswegs eine durchgehende Liebesbeziehung - eher ein Wechselspiel der Gefühle. Vor neun Jahren platzte Jauchs sicher geglaubter Einstieg als Polit-Talker, weil er sich ARD-intern einer starken Kritikerfront gegenübersah. Vor vier Jahren schienen die Wogen geglättet, Jauch legte im September 2011 dann doch als Deutschlands Polittalker Nummer eins los. Und jetzt ist schon wieder Schluss. Der gemeinsame Weg, den Jauch und die ARD gegangen sind, war holprig.
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen von der Uni Tübingen bilanziert die Ära mit wenig Begeisterung. «Am Ende dürfen sich alle bestätigt sehen: Diejenigen, die schon immer vor Günther Jauch als einer Ikone des Privatfernsehens gewarnt haben», sagt Pörksen. «Und diejenigen, die das Ende dieser Beziehung vor allem durch manche Gehässigkeit der ARD-Oberen verursacht sehen und darauf verweisen, dass man den Quotenbringer Jauch erst engagierte, um dann seine Sendung umso leidenschaftlicher als seichte Unterhaltung zu kritisieren.»
In der ARD folgt nach einer längeren Pause «Anne Will» auf Jauch. Sie öffnet ihren «gesellschaftlichen Salon» am 17. Januar 2016.