Der Plakatmarkt boomt: Der «Out of Home»-Bereich hat im vergangenen Jahr um 9 Prozent zugelegt. Dementsprechend gut gelaunt waren APG-CEO Daniel Hofer und sein Team, als sie am Donnerstagabend über 300 Gäste im Zürcher Komplex 457 zur jährlichen APG SGA Poster Night begrüssten.
Durch den erneuten heftigen Wintereinbruch war man gleich froh, nach dem roten Teppich in die gut geheizte zweistöckige Party-Location zu gelangen. Viele Kreative, Werbeauftraggeber, Mediaplaner, Behördenvertreter, einige «alte Haudegen» aus der Branche und der aktuelle Werber des Jahres, Peter Brönnimann, plauderten angeregt beim ersten Apéro. Die seit wenigen Wochen ohne Martin Spillmann und Peter Felser firmierende Leo Burnett Schweiz - ehemals Spillmann/Felser/Leo Burnett (SFLB) - gewann wie die Kreativagentur Ruf Lanz gleich viele Auszeichnungen an diesem Abend.
Mit der Jugendsessions-Kampagne «Jetzt reden wir!» holte sich die Zürcher Werbeagentur auch den Swiss Poster Award 2012. «Das Spezielle an der Jugendsessions-Kampagne ist sicher, dass die Parlamentarier überhaupt mitgemacht haben», sagte Peter Brönnimann zur Siegerkampagne, die unter seiner Leitung in der Kreation von AD Niels Schäfer, Texter Simon Smit und CD Simon Staub entstanden ist. «Die Parlamentarier haben damit sehr viel Humor und Selbstironie bewiesen. Einzigartig war auch, wie unkompliziert alle waren: Die Jugendsession schrieb im Vorfeld einige Parlamentarier an, ob sie mitmachen würden. Viele sagten aber in der Wandelhalle des Bundeshauses spontan zu und liessen sich gleich danach fotografieren und filmen», so der Creative Director gegenüber dem Klein Report.
SVP-Nationalrat Hans Fehr, der mit zugeklebtem Mund auf dem Stuhl beim Fotoshooting sass, wurde von SP-Ständerätin Pascale Bruderer freundlich mit den Worten begrüsst: «Hans, so gfallsch mer!» Fotograf Robert Huber setzte die Kampagne für die Jugendsession dann bildlich in Szene und Plan B, welche die ganze Produktion organisierte, machte daraus einen Film, «der genauso fröhlich ist wie die Plakate», so Werber Brönnimann.
Die Jugendsessions-Kampagne erkor die 20-köpfige Fachjury unter dem Vorsitz von Christian Brändle, Leiter Museum für Gestaltung Zürich, denn auch zum Plakat des Jahres 2012.
Aber auch die Zürcher Werbeagentur Ruf Lanz bestach 2012 wieder mit aussergewöhnlich kreativen Umsetzungen. Für den Kunden Suva Unvallversicherung holten Ruf Lanz Gold in der Kategorie Public Service mit dem Plakatsujet «Tannzapfen». Für die Suva und den Kunden Hiltl waren auf Agenturseite Art Directorin Isabelle Hauser und Texterin Maren Beck für die Sujets verantwortlich.
Die Suva erhielt für «Schmierseife» zudem nochmals Silber, ebenso Hiltl für «Frühstück», und die Verkehrsbetriebe Zürich für das Sujet «Schneestempel». Für die Arbeiten für den öffentlichen Betrieb zeichnet Marcel Schläfle bei Ruf Lanz verantwortlich. Die Werbeagentur erhielt für weitere Arbeiten zudem fünf Nominationen.
Die beiden Inhaber und Creative Directoren, Danielle Lanz und Markus Ruf, haben einen ausgeprägten Sinn für die Reduktion aufs Wesentliche. Die beiden reden nicht nur darüber, sie legen die Kreativarbeiten auch hin, wofür es immer auch einen offenen, risikofreudigen Kunden braucht. Dessen Anteil an guter Arbeit schätzt Markus Ruf denn auch hoch ein: «Eine Werbeagentur kann ja immer nur so gut sein, wie ihre Auftraggeber es zulassen. Sonst kommen am Ende nur Plakate raus, die niemandem auffallen, geschweige denn gefallen.»
Damit eines gefällt, muss reduziert werden. Markus Ruf: «Ein Bildhauer wurde einmal gefragt, wie es ihm gelingt, seine beeindruckenden Löwenskulpturen zu erschaffen. Seine Antwort: Ich nehme einen grossen Steinbrocken und haue alles weg, was nicht nach Löwe aussieht. Dieses Prinzip versuchen wir auch bei der Kreation von Plakaten anzuwenden: Weg mit allem, was von der Idee, die möglichst überraschend sein sollte, ablenken könnte.»
Moderatorin Monika Schärer führte galant und gut vorbereitet durch den Abend und übergab 16 Preise an die Kreativen, bevor jeweils eine Laudatorin oder Laudator die Plakatsujets würdigte. Da dieses Jahr Bronze und Silber gemeinsam geehrt wurden und wegen der erneut äusserst gut gemachten Präsentationsfilme von Marcel (Marcello) Weiss und seiner Tochter Tanja Weiss, die die Plakate schön in Szene gesetzt haben, ging die Vergabe der Auszeichnungen temporeich über die Bühne. Die Musikkomposition kam von Michael Rikar, das Gesamtkonzept erarbeitete Daniel Lanz, Tat & Drang.
APG-CEO Daniel Hofer führte auf der Bühne aus, dass der Bereich Out of Home Media immer stärker als Basismedium für Kampagnen eingesetzt werde, deshalb steigen auch die Marktanteile. «Ein rascher und kosteneffizienter Aufbau von Reichweite, starker Impact, bester ROI und innovative Angebote - analog und digital», ergänzte er gegenüber dem Klein Report. «Ausserdem ist es so, dass sich andere Medien TV, Print, Online infolge Digitalisierung immer mehr fragmentieren.»
Und Markus Ehrle vom Marketing & Business Development der Allgemeinen Plakatgesellschaft fügte hinzu: «Wir bieten in allen Produktkategorien ein homogenes, integrales Angebot: Für Reichweitenstrategien genauso wie für die Aussteuerung zielgruppenspezifischer Kampagnen entlang von Points of Interest und Points of Sales.»
Zwar wächst die Bevölkerung in der Schweiz kontinuierlich, plus neun Prozent in den letzten zehn Jahren. Marketingleiter Ehrle sieht hier aber nicht zwingend eine Korrelation zwischen Bevölkerungsgrösse und Werbevolumen. «Die Urbanisierung, dass mehr Personen in den Städten arbeiten und wohnen, ist für uns attraktiv, da dort eine effizientere Ansprache über Out of home Medien möglich ist», so Ehrle. «Die Mobilität wird weiter zunehmen im Pendlerbereich aber auch in der Freizeit. Das führt einerseits dazu, dass die Zielgruppe kontinuierlich grösser wird und andererseits aufgrund der Mobilität auch die Kontaktwahrscheinlichkeiten mit Out of Home Medien höher werden.»
Am 16.3.2013: Die Jurierung - «Swiss Poster Award»-Jurypräsident spricht über Kriterien