«Das stille Erfolgsmedium Plakat» habe eine «gebührende Würdigung» verdient, so begrüsste Markus Ehrle, CEO der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG), am Donnerstagabend seine 300 geladenen Gäste aus der Werbebranche, Partner und Kunden. Röbi Koller, der erstmals durch den Abend führte, sorgte im Publikum an der 14. Poster Night der APG in der Zürcher Maag Halle für gemischte Reaktionen.
Dabei startete Koller seine Moderation mit einer durchaus interessanten These: «Die Werbung hat an Kreativität eingebüsst», so die Feststellung von Werber Frank Bodin in einem Artikel in «20 Minuten», die Koller aufgriff. Der diesjährige Jurypräsident Christian Brändle, seinerseits Direktor des Museums für Gestaltung Zürich, wollte dies weder bestätigen noch dementieren. «Das Wichtigste ist es, auf kluge Art und Weise ein Risiko zu nehmen», so seine eigene Einschätzung. Damit Werbung noch auffallen könne, brauche es manchmal sogar etwas kriminelle Energie.
Brändles Aufgabe in der insgesamt 20 Köpfe umfassenden Jury bestand hauptsächlich darin, nach den anfänglich heftigen Debatten einen gemeinsamen Konsens zu erzielen. «Am Schluss ist mir das meistens gelungen», resümierte er zufrieden. Und so überrascht es auch wenig, dass sich unter den Gewinnern des «Swiss Poster Awards» einige Plakate befinden, die durchaus mit einem Wagnis verbunden waren.
«Wir waren uns zunächst nicht sicher, ob wir dieses Plakat wirklich so machen wollten. Ein Plakat, das nicht aussieht wie ein Plakat», äusserte sich etwa Bernadette Mock, Leiterin Kommunikation beim Museum für Gestaltung Zürich. Das angesprochene Plakat «Bitte berühren», umgesetzt von der Agentur Ralph Schraivogel aus Zürich, wurde für das Risiko belohnt und erhielt den Goldpreis in der Kategorie «Culture».
In der Folge gelang es Röbi Koller leider kaum mehr, den Auftraggebern und Agenturen ähnlich interessante Statements zu entlocken. Seine Fragen, die er teilweise unadressiert in die Runde warf, waren dafür zu ungeschickt. «Hat man sich vorher Gedanken gemacht über die mögliche Problematik dieser Plakate?», wollte er etwa vom Autismus Forum Schweiz und der Werbeagentur Ruf Lanz wissen, die mit ihrem Plakatsujet «Das etwas andere Spielzeug» für Menschen mit Autismus sensibilisieren wollten. «Sicher, die Menschenwürde stand auf dem Spiel», lautete die schlichte Antwort auf diese Frage.
Für den Lichtblick des Abends sorgte hingegen Sängerin Nubya, begleitet von Liz Schneider am weissen Cello, Roger Odermatt an der Sitar und Pim Nieuwlands am Keyboard. Dabei überzeugte einmal mehr auch die Lichtshow von Marcello Weiss und seinem Team: Während der Performance wurden ein Kronleuchter sowie zahlreiche brennende Kerzen in den Hintergrund projiziert.
«Es war insgesamt ein interessanter und unterhaltsamer Abend für mich», befand Paola Libera, Geschäftsführerin der my105 GmbH, die zum ersten Mal an der Swiss Poster Night war. Ihr persönliches Highlight war der Bündner «Alpöhi» Ernst, der ebenfalls vor Ort war. «Bei der ganzen Virtual-Reality-Diskussion gibt es sie noch - die echten Menschen», freute sich Libera. Die Moderation von Röbi Koller sah sie weniger kritisch: «Ich fand ihn sehr authentisch und erfrischend. Er konnte oft die Gedanken des Publikums lesen und diese in Worte fassen.»
Mit einem letzten Wagnis endete schliesslich die Preisverleihung: Der Hauptpreis für das «Poster of the Year 2015» ging an «The Great Escape» und somit erstmals an eine animierte, interaktive Arbeit mit dem sprechenden «Alpöhi» Ernst im Mittelpunkt. Es war das überraschende Ende der Veranstaltung, die gemäss der anfänglichen Rede von Markus Ehrle der Würdigung des eigentlich «stillen Erfolgsmediums Plakat» diente.
Die Jury-Mitglieder: Christian Brändle, Director Museum für Gestaltung Zürich, Stephan Bundi, Design and Communication Atelier Bundi, Karin Estermann, Art Director Inhalt & Form Werbeagentur BSW, Remy Fabrikant, Creative Director JWT/FABRIKANT, Markus Gut, CCO Y&R Group Switzerland AG, Ralph Halder, Creative Director Publicis Werbeagentur AG, Ernst Hiestand, Graphic Designer Hiestand und Partner AG, Beat Holenstein, Head of Partner and Product Management APG, Alexander Jaggy, Creative Director Jung von Matt/Limmat AG, Petra Kreussler, CEO The Generation Media AG, Lisa-Jeanne Leuch, Graphic Designer/Senior Art Director Forme & Fonction, Martina Münch, Dipl. Architekt ETH Abt. Gestaltung Stadtraum Verkehr Kanton Basel-Stadt, Fernando Perez, Executive Creative Director, Partner Wirz Werbung AG, Tania Prill, Creative Director Prill Vieceli Cremers, Markus Ruf, Creative Director Ruf Lanz Werbeagentur AG, Claudia Schroeter, Deputy Managing Director and TV-Director mediatonic, Philipp Skrabal, CCO Farner Consulting AG, Martin Spillmann, Spillmann/Creative/Direction, Thomas Truttmann, VP Marketing, Communications, Public Affairs, Supply Chain McDonald`s Suisse, Romano Zerbini, Direktor der Photobastei 2.0 und des Swiss Photo Award d.o.k-Zerbini/3view GmbH.