Die vier Aussenwerbevermarkter APG, Clear Channel, Horizon und Neo Advertising haben in Windeseile einen gemeinsamen Branchen-Award aus der Taufe gehoben.
Der Klein Report sprach mit Markus Ehrle, Präsident Verband Aussenwerbung Schweiz (AWS) sowie CEO der APG, über Gattungsmarketing unter Konkurrenten, die Strahlkraft eines der ältesten Werbemedien und dessen Ehrung durch den neuen «Woohw!»-Award.
Wie kam es zu der Idee, einen gemeinsamen Award ins Leben zu rufen?
Markus Ehrle: «Der AWS hat sich gemeinsames Gattungsmarketing zum Ziel gesetzt. Seitens APG haben wir dann mal mit Clear Channel und im AWS-Vorstand die Idee für einen gemeinsamen Branchenanlass und die Zusammenlegung der Awards platziert und dann hat sich das Projekt in den letzten Monaten rasch weiter konkretisiert.»
An dem neuen Award sind die vier Aussenwerbevermarkter APG, Clear Channel, Horizon und Neo Advertising gleichberechtigt beteiligt. Hand aufs Herz: War es schwer, die vier Konkurrenten an einen Tisch zu bringen und eine gemeinsame Linie zu finden?
Ehrle: «Nein. Die Idee eines gemeinsamen Kreativwettbewerbes und dazu eines Events mit nationaler Ausstrahlung, der einen Fachanlass, eine Award-Verleihung sowie dann eine Party beinhaltet, hat alle von Beginn weg überzeugt. Zwar ist untereinander der Kampf um Werbegelder und Plakatkonzessionen intensiv und hart, bezüglich eines gemeinsamen Engagements für unser Medium Out of Home sowie für freiheitliche Rahmenbedingungen für die Aussenwerbewirtschaft und für eine breit abgestützte, transparente Medienforschung sind wir uns aber grundsätzlich einig.»
Welche weiteren Partner werden in welcher Form an dem Event beteiligt sein?
Markus Ehrle: «Das werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam im OK konkretisieren, aber wir sind für alle Seiten von Partnerschaften und auch Sponsoren offen. So werden wir sicherlich auch noch beim EDI anklopfen, welches von 1941 bis 1999 den Wettbewerb zum Schweizer Plakat des Jahres unterstützte, bevor dann die APG den Wettbewerb alleine fortführte. Das Plakat – ob in analoger oder digitaler Form – ist ein Kulturgut und Abbild auch des Zeitgeschehens und gesellschaftlichen Lebens in der Schweiz.»
Der fast schon legendäre Swiss Poster Award, für den bisher die APG verantwortlich war, wird ab 2023 aufgehen im neuen Woohw!-Award, genauso wie der DOOH Award von Clear Channel. Wird es keine Poster-Kür in der bisherigen Form mehr geben?
Ehrle: «Der neue Award-Wettbewerb wird an den Swiss Poster Award sowie den DOOH Award anknüpfen und auch weiterhin in verschiedenen Kategorien durchgeführt und durch eine hochkarätige, unabhängige Jury unter der Leitung von Christan Brändle, Direktor Museum für Gestaltung, besetzt sein. Wir haben uns aber zum Ziel gesetzt, den Award noch breiter abzustützen und die Verleihung (Poster-Kür) in einem würdigen, tollen Rahmen durchzuführen – und dabei die Gewinnerinnen und Gewinner mit ganz viel Publikum aus der ganzen Werbewirtschaft gemeinsam zu feiern. Damit erhoffen wir uns, dass der Wettbewerb und damit auch das Medium noch mehr Resonanz und Bedeutung in der Kreativbranche erhalten.»
Gemäss der Werbestatistik Schweiz legte die Aussenwerbung im Jahr 2021 mit +2,1 Prozent deutlich weniger stark zu als zum Beispiel Radio mit +4,8 Prozent oder TV mit +10,0 Prozent. Erfolgt die Lancierung des Woohw!-Awards aus einer Position der Stärke oder der Schwäche?
Markus Ehrle: «Wir lancieren diese neue Plattform aus einer Position der Stärke, denn die Entwicklung im laufenden Jahr zeigt, dass die Aussenwerbung auf dem Comeback-Pfad ist.
Was heisst das genau?
Ehrle: «Die Jahre 2020 und 2021 waren aufgrund der massiven Mobilitätsbeschränkungen sowie anderer Massnahmen zur Bekämpfung der Covid-Pandemie für die Aussenwerbung aussergewöhnlich schwierig – und deshalb nicht repräsentativ. An den grundsätzlichen Stärken der analogen und digitalen Aussenwerbung – grosse Reichweite und Visibilität im öffentlichen Raum sowie die Möglichkeiten gezielter Aussteuerung – hat sich nichts geändert.
«Wow» steht für Staunen, «OoH» bekanntlich für die Aussenwerbung. Was ist für Sie persönlich das Erstaunliche an diesem Werbemedium, das – in Form des klassischen Plakats – zu den ältesten Werbeformen überhaupt gehört?
Markus Ehrle: «Erstaunlich ist für mich immer wieder zu sehen, wie es die Kreativen und das Medium gemeinsam schaffen, zu mobilisieren und Impact zu erzielen. Die Kreativen durch die Kunst der Reduktion und dadurch, eine Message plakativ zu gestalten. Und das Plakat – ob in analoger oder digitaler Form – steht zwar still im öffentlichen Raum, hat aber eine garantierte Sichtbarkeit und erzielt damit eine geteilte Öffentlichkeit. Plakatbotschaften von Marken, Institutionen und Dienstleistungen erhalten dadurch Relevanz und grosse Aufmerksamkeit.»