Content:

Montag
13.01.2003

«Einige Aktionäre konzentrieren ihre Enttäuschung über die Ergebnisse seit der Fusion auf mich», sagte Steve Case zu seinem Rücktritt als Verwaltungsratsvorsitzender des US-Medienkonzerns AOL Time Warner am Sonntagabend. Der AOL-Gründer wird auf der Jahreshauptversammlung im Mai seine Funktion abgeben, will aber Mitglied des Aufsichtsgremiums und gemeinsamer Leiter des Strategieausschusses im Verwaltungsrat bleiben. Steve Case hatte vor drei Jahren die Fusion des weltgrössten Internet-Anbieters mit dem Medienunternehmen Time Warner eingeleitet.

CNN-Gründer Ted Turner, Vice-Chairman und von Analysten bereits als möglicher Case-Nachfolger genannt, hatte sich öffentlich für den Wechsel an der Spitze des Konzerns ausgesprochen, nachdem Mitte Juli die Nummer zwei von AOL Time Warner, Robert Pittman, abtreten musste. Pittman, ein enger Vertrauter von Steve Case, war es nicht gelungen, den unter der Flaute in der Internet-Branche leidenden Online-Dienst AOL wieder auf Kurs zu bringen. Der Zusammenschluss hatte aus Sicht von Time Warner nicht die erhofften Vorteile durch die Verbindung eines traditionellen Medienunternehmens mit einem Internet-Dienst gebracht. Die Aktien des Unternehmens haben seit der Fusion im Januar 2001 - dem grössten Zusammenschluss zweier Medienunternehmen der US-Geschichte - rund 70 Prozent ihres Wertes eingebüsst. Beigetragen haben dazu der plötzliche Stopp des Internet-Booms und der Einbruch des Werbemarktes.