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Montag
21.03.2022

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Das Team von Ferrari hat das Kaspersky-Logo bereits von allen Rennwegen entfernt...            (Bild: Ferrari)

Das Team von Ferrari hat das Kaspersky-Logo bereits von allen Rennwegen entfernt... (Bild: Ferrari)

In Deutschland ist die aus Russland stammende Sicherheitssoftware in der öffentlichen Verwaltung bereits verbannt. Jetzt wollen nach den deutschen auch italienische Behörden Kaspersky aus ihren Systemen verbannen, wie der staatliche Sender Rai meldet.

«Wir müssen verhindern, dass russische Technologie zu einem Angriffswerkzeug wird», lässt sich der für den Geheimdienst zuständige Staatssekretär Franco Gabrielli in einem TV-Interview am Samstag zitieren.

Bereits vorher dauerte es auch in Deutschland für die Behörden zu lange, bis sich der russische Sicherheitskonzern zu einer Stellungnahme zum Angriffskrieg gegen die Ukraine durchringen konnte. Die Wortwahl von Firmengründer Eugene Kaspersky fiel ausserordentlich zurückhaltend aus.

Erst als die Sicherheitsbehörden offiziell vor dem Einsatz von Kaspersky-Software warnten und angaben, die Technologie nicht mehr in der öffentlichen Verwaltung einsetzen zu wollen, fand Kaspersky deutlich schärfere Worte. Diese richteten sich allerdings nicht an die russischen Aggressoren, sondern an das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Dessen Warnung bezeichnete Kaspersky als «Angriff» auf das Unternehmen, als «Beleidigung» und «Kollateralschaden».

Kaspersky hat 4000 Mitarbeitende, 240'000 Firmenkunden und rund 400 Millionen private Nutzer in mehr als 200 Ländern.

Es gäbe keinen Beweis für einen Missbrauch der Software zu schädlichen Zwecken. Die Warnung sei ein Angriff auf die gesamte Kaspersky-Belegschaft in Deutschland und Europa und gefährde die Arbeitsplätze tausender Sicherheitsexperten. Neben seinem Hauptquartier in Moskau verfügt Kaspersky auch über ein Datenzentrum in der Schweiz und einen Holding-Sitz in London.

In Italien hat Ferrari inzwischen beschlossen, das Kaspersky-Logo von allen Formel-1-Autos, Fahrerhelmen und Online-Auftritten zu entfernen. Der bekennende Rennsportfan Eugene Kaspersky hatte die Sponsorship 2010 eingefädelt. Erst im Dezember 2021 wären die Kooperationsverträge zwischen Ferrari und Kaspersky erneuert worden.

Wie immun die Antivirensoftware gegen eine befürchtete Manipulation von russischer Seite ist, sei allerdings «schwer abschätzbar», meinen Experten. Man könne aktuell nur «zu besonderer Wachsamkeit» aufrufen.

Obwohl sich immer mehr europäische Behörden von Kaspersky abwenden, will die Schweiz weiterhin auf die russische Software vertrauen, wie der «SonntagsBlick» recherchiert hat.

Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC), das beim Bund für die IT-Sicherheit verantwortlich ist, sieht keinen Grund, vor Kaspersky zu warnen. «Uns wurde bisher kein Missbrauch der Virenschutz-Software Kaspersky in der Schweiz gemeldet», schreibt eine Sprecherin auf Anfrage.