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Sonntag
02.03.2003

171 Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich nach vierjährigen Verhandlungen auf einen gemeinsamen Text für die weltweit erste Anti-Tabak-Konvention geeinigt. Ein weltweites Werbeverbot ist in der am Samstag in Genf vorgestellten «Rahmenkonvention gegen das Rauchen» nicht enthalten. Vorgesehen ist aber in dem Dokument, dass der Tabakkonsum, die Rauchbelästigung für Nichtraucher und die Tabakwerbung eingeschränkt werden sollen. Der Wunsch vieler WHO-Mitgliedsländer und nicht staatlicher Organisationen (NGO) nach einem weltweiten Werbeverbot stiess unter anderem auf den Widerstand der USA und Deutschlands. In der Rahmenkonvention heisst es jetzt, einige Länder hätten Verfassungsprobleme bei der Einschränkung der freien Meinungsäusserung. Diese Länder sollen jetzt die Werbung so weit einschränken, wie es ihre Gesetze zulassen.

Nach der Konvention muss künftig jede Zigarettenschachtel von einem Drittel bis zur Hälfte mit Warnhinweisen bedruckt sein. Irreleitende Angaben wie «mild» oder «light» soll es nicht mehr geben. Steuern werden in der Konvention als wichtiger Weg zur Reduzierung des Rauchens genannt. Tabakwaren dürfen an Jugendliche nicht mehr verkauft werden, und Zigarettenautomaten sollen für sie nicht mehr zugänglich sein. Die Mitgliedstaaten sollen mehr Geld für Kontrollprogramme ausgeben und den Menschen helfen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Die WHO-Generalversammlung will die Konvention im Mai verabschieden. Mindestens 40 Länder müssen sie dann unterzeichnen, damit sie in Kraft tritt. Die Anti-Tabak-Konvention wäre der erste internationale Vertrag zum Schutz der Gesundheit, der unter WHO-Verantwortung geschlossen würde. Nach Angaben der WHO starben im vergangenen Jahr weltweit 4,9 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Nach UNO-Schätzungen könnte sich die Zahl der Opfer bis zum Jahr 2020 auf jährlich 10 Millionen Menschen verdoppeln. Die Folgeschäden für alle Volkswirtschaften werden auf jährlich rund 200 Mio. Euro (300 Mio. Franken) beziffert. Weltweit gibt es 1,1 Milliarden Raucher. Acht von zehn Rauchern leben demnach in Entwicklungsländern. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gibt es weltweit 110 Millionen Arbeitsplätze in der Tabakindustrie.