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Sonntag
19.12.2010

Anne Will war die Vorzeige-Talkerin im deutschen Ersten, jetzt verdrängt Günther Jauch sie vom Premiumplatz am Sonntagabend. Erstmals spricht die Moderatorin über das grosse Sesselrücken und kritisiert in der neuesten Ausgabe des Nachrichtenmagazins «Spiegel» das Vorgehen der ARD. Die Polit-Talkerin Anne Will hat nun die «monatelange Hängepartie» der ARD um die Vergabe der Talkshow-Plätze beklagt. «Das war unschön. Das kann man besser machen», erklärte sie dem Magazin.

«Nach der Ankündigung im Juni blieb es ja quasi dem Kampfeswillen der Moderatoren überlassen, sich möglichst gut im Rennen zu halten», so Will. Diese Zeit sei «für alle Beteiligten, auch für die ARD, nun wirklich nicht positiv» gewesen. «Es wäre hilfreich gewesen, wenn die ARD zeitgleich mit der Verkündung von Jauchs Verpflichtung ein fertiges Konzept für den Rest der Woche gehabt hätte.»

Will kritisiert auch die Art, wie die ARD mit ihr umgegangen sei: «Wenn ein Auftraggeber sagt, ich vergebe den Auftrag neu, kann ich in der Sache überhaupt nichts dagegen sagen.» An der Form aber habe sie sich gerieben, so Will.

Die Entscheidung der ARD, ihren Sendeplatz am Sonntagabend mit Jauch neu zu besetzen, habe sie nicht eher erfahren als die Öffentlichkeit. Will war gerade in den USA, als der NDR-Intendant Lutz Marmor versucht habe, sie zu erreichen. «Da war es wegen der Zeitverschiebung allerdings nachtschlafende Zeit und mein Handy war ausgeschaltet.» Als sie ihr Telefon wieder anmachte, sei die Meldung schon überall gelaufen. Marmor habe sich entschuldigt, die Entschuldigung habe sie angenommen.

Über die ersten Sendungen äussert sich die Moderatorin durchaus selbstkritisch: «Vielleicht bin ich da am Anfang ein bisschen überehrgeizig rangegangen.» Irgendwann habe sie aber verstanden, dass eine Talkshow so nicht funktioniere. «Dass am Ende ein Ergebnis stehen muss, ist vielleicht für ein Proseminar der richtige Ansatz, aber nicht für eine Talkshow», erklärte Anne Will abschliessend.

Will wird künftig am Mittwoch um 21.45 Uhr talken, Frank Plasberg zieht von dort auf Montag 21 Uhr. Reinhold Beckmann wandert vom Montag auf den Donnerstag um 22.45 Uhr. Harald Schmidt, der dort derzeit sendet, geht zurück zu Sat.1. Und die «Tagesthemen» sollen von Herbst 2011 an zwischen Montag und Donnerstag einheitlich um 22.15 Uhr beginnen.