Die Staatsanwaltschaft im US-Bundesstaat New Mexico erhebt offiziell Anklage gegen den Regisseur und Schauspieler Alec Baldwin sowie die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed.
Wegen ihrem Fehlverhalten, wie die Anklage meint, ist die Kamerafrau Halyna Hutchins im Oktober 2021 bei einem Vorfall am Set des Films «Rust» getötet worden.
Von der Anklage berichtet unter anderem das Branchenmagazin «Variety» unter Berufung auf vorliegende Gerichtsunterlagen. Dem 64-jährigen Schauspieler und der unerfahrenen Waffenmeisterin des Films wird jeweils fahrlässige Tötung vorgeworfen.
Gemäss der Zeitung «Daily Mail», welche die Staatsanwältin Mary Carmack Altwies zitiert, soll Baldwin «extrem fahrlässig» gehandelt haben. So habe er ein Waffentraining versäumt, sich desinteressiert gezeigt und standardmässige Sicherheitskontrollen nicht durchgeführt. Am Set des Western habe er das Schusswaffentraining, das für diesen Dreh Standard ist, «nicht ernst genommen».
Bei einem weiteren Waffentraining habe er während der einstündigen Unterweisung auf seinem Handy herumgespielt, telefoniert und «Desinteresse gezeigt».
Die Kamerafrau sei zudem während einer ungeplanten Probe getötet worden, bei der Baldwin nach Vorschrift eigentlich mit einer Plastikpistole hätte üben müssen.
Fotos hätten auch gezeigt, dass er während der Schussabgabe seinen Finger am Abzug hatte.
Baldwin steht aber auch in seiner Funktion als Produzent des Films im Visier der Staatsanwaltschaft. Er habe mit Hannah Gutierrez-Reed eine «unerfahrene und nicht qualifizierte Waffenmeisterin» aufs Set geholt. Die junge Frau hätte viele Sicherheitsvorkehrungen missachtet und sei bei der Schuss-Szene nicht mit Baldwin im selben Raum gewesen. Trotz ihrer Aufsicht hätten Ermittler am Drehort fünf echte Patronen vorgefunden sowie die Hülle des tödlichen Geschosses, heisst es in der Anklage.
Baldwin versucht für seine Verteidigung alle Mittel auszuschöpfen. Seine Anwälte fordern, dass die Richterin Andrea Reeb zurücktreten muss, nachdem sie im November in das Repräsentantenhaus des Bundesstaates New Mexico gewählt wurde. Diese Forderung ist noch offen.
Wie «The New York Times» schreibt, soll Baldwin am 24. Februar per Videokonferenz vor Richterin Mary Marlowe Sommer zur ersten Anhörung in dem Fall erscheinen. Der Schauspieler hat sein Rechtsteam für diesen Fall um neue Anwälte erweitert, darunter Alex Spiro, ein New Yorker Anwalt, der Jay-Z sowie Elon Musk in seinem jüngsten Prozess über die Privatisierung von Tesla vertreten hat.
Für das Strafmass spekuliert «Variety» zwischen 18 Monaten bis zu fünf Jahren. Entscheidend sei, nach welchem Gesetz die Anklage eingebracht wurde, denn im Mai 2022 ist ein neues Schusswaffengesetz in Kraft getreten. Der tragische Vorfall hatte sich aber schon vorher ereignet.